22.12.1823 - Schwind an Schober - Rosamunde

Ich bin so voll Husten und Strauchen, daß ich nicht ausgehen kann. Ich fing vor einigen Tagen an Eisschuh zu laufen und das kommt mir sehr übel zu stehen. Man kommt in einen verzweifelten Schweiß und wenn man dann in den Schnee fällt, was sehr leicht geschieht, so kühlt man sich wieder ab. Zudem ging ich vom Eis weg ins Theater, wo es sehr leer und sehr kalt war. Es war nur Figaros Hochzeit. Herr Wächter sang den Grafen und seine junge Frau den Pagen. Die Erfindung und die Musik, wiewohl ich sie schon etwas kannte, setzte mich in Erstaunen. Wie notwendig jedes ist und wie wahr!

Vorgestern wurde an der Wien ein Stück von der heillosen Frau von Chézy gegeben: „Rosamunde von Cypern", mit Musik von Schubert. Du kannst Dir denken, wie wir alle hineingingen! Da ich den ganzen Tag nicht aus war wegen dem Husten, so konnte ich mich auch nicht verabreden und kam allein in den dritten Stock, während die anderen im Parterre waren.

Schubert hat die Ouvertüre, die er zur „Estrella" geschrieben hat, hergegeben, da er für sie die „Estrella" zu aufhauerisch findet und eine neue machen will. Mit allgemeinem Beifall wurde sie wiederholt zu meiner größten Freude. Du kannst Dir denken, wie ich die Bühne und die Instrumentierung verfolgte. Ich weiß, daß Du dafür geforchten hast. Ich habe bemerkt, daß die Flöte, der das Thema halb anvertraut ist, etwas vorschlägt, es kann aber auch am Blaser gelegen sein. Sonst ist [sie] durchaus verständig und gleich-gewichtig. Nach dem ersten Akt war ein Stück angelegt, das für den Platz, den es einnahm, zu wenig rauschend war und sich zu oft wiederholte.

Ein Ballett ging unbemerkt vorüber und ebenso der zweite und dritte Zwischenakt. Die Leute sind halt gewohnt, gleich nach dem Akt zu plaudern, und ich begreife nicht, wie man ihnen zutrauen konnte, so ernste und löbliche Sachen zu bemerken. Im letzten Akt kam ein Chor von Hirten und Jägern, so schön und natürlich, daß ich mich nicht erinnere, etwas Ähnliches gehört zu haben. Mit Beifall wurde er wiederholt und ich glaube, er wird dem Chor aus der Weberschen Euryanthe den gehörigen Stoß versetzen. Noch eine Arie, wiewohl von Mad.

Vogel auf das gräulichste gesungen, und ein kurzes Bukolikon wurden beklatscht. Ein unterirdischer Chor war unmöglich zu vernehmen und die Gesten des Herrn Rott, der währenddessen Gift kochte, ließen ihn nicht zur Existenz kommen.