12.11.1823 - Schubert Genesung - Brief Doblhoff an Schober

Doblhoff, Anton von: Brief an Franz von Schober. Wien, 12.11.1823

Wien, den 12. November 1823

Lieber Schober!

[…]

Ich bin bereits seit 26. Oct von meiner äußerst angenehmen Reise zurückgekehrt. […] Am ersten Tag meiner Abreise von Baumgarten kam ich abends nach Atzenbruck und dein Onkel war nicht zu Hause und ein unheimliches Gefühl trieb mich fort in die Aumühle hinüber […]

Von Amstetten lenkte ich über Seitenstätten nach Steyer ein, um unseren lieben Schwämmelein (Schubert) zu besuchen. Ich fand ihn damals bedenklich krank, doch das weißt Du ohnedieß. Vogl machte mir das Vergnügen, eine schöne Reihe von Liedern zu singen, die mir zu den wertesten Zehrpfennigen auf meiner Reise gelten. Steyer selbst, das ich zum erstenmahl sah, überraschte mich mit seiner wunderhübschen Lage […] 

[Es folgt eine ausführliche Schilderung der Begegnung mit Senn.]

er (Senn) selbst scheint jedoch umständliche Erinnerung zu vermeiden. Dennoch bezeigte er dir und Schubert feurigen Anteil, ebenso war er über deinen Entschluß nicht überrascht und erkundigte sich um vieles was deinen Plan sowohl als dein ganzes Leben betraf […]

Bei Bruchmann genossen wir schon einmal das hohe Vergnügen einer Schubertiade bei welcher Vogl sang. Auch haben wieder unsere Lesungen begonnen, zu welchen Smetana, Hönig und Mair eingetreten sind, mit den Namen "Heinrich IV., Folko von Montfacon und Etzel".

Endlich scheint Schubert ernstlich seiner Genesung entgegenzuschreiten, sein Fierabras jedoch durch Kupelwiesers Entfernung vom Theater zurückgehalten zu werden.