Ballade

D 134 Opus 126

Joseph Kenner 1970 - 1970

Artistes: Peter Schöne - Baryton | Holger Berndsen - Piano

Enregistrement: vendredi, 26. août 2016 | Würzburg

Paroles

Ein Fräulein schaut vom hohen Thurm
Das weite Meer so bang;
Zum trauerschweren Zitherschlag
Hallt düster ihr Gesang;
"Mich halten Schloß und Riegel fest,
Mein Retter weilt so lang."

Sei wohl getrost, du edle Maid!
Schau hinterm Kreidenstein
Treibt in der Buchtung Dunkelheit
Ein Kriegesboot herein:
Der Aarenbusch, der Rosenschild,
Das ist der Retter dein!
Schon ruft des Hunen Horn zum Streit,
Hinab zum Muschelrain.

"Willkommen, schmucker Knabe, mir!
Bist du zu Stelle kummen?
Gar bald vom schwarzen Schilde dir
Hau' ich die gold'nen Blumen.
Die achtzehn Blumen, blutbethaut,
Les' deine königliche Braut
Auf aus dem Sand der Wogen,
Nur flink die Wehr gezogen!"

Zum Thurm aufschallt das Schwerdtgeklirr!
Wie harrt die Braut so bang!
Der Kampf dröhnt laut durch's Waldrevier,
So heftig und so lang!
Und endlich, endlich däucht es ihr,
Erstirbt der Hiebe Klang.

Es kracht das Schloß, die Thür klafft auf,
Die ihren sieht sie wieder,
Sie eilt im athemlosen Lauf
Zum Muschelplane nieder.
Da liegt der Peiniger zerschellt,
Doch weh! dicht neben nieder,
Ach! decken's blutbespritzte Feld
Des Retters blasse Glieder.

Still sammelt sie die Rosen auf
In ihren keuschen Schooß
Und bettet ihren Lieben drauf,
Ein Thränchen stiehlt sich los!
Und thaut die breiten Wunden an,
Und sagt: ich, ich hab' das gethan!

Da fraß es einem Schandgesell
Des Raubes im Gemüth,
Daß die, die seinen Herrn verdarb,
Frei nach der Heimath zieht.
Vom Busch, wo er verkrochen lag
In wilder Todeslust,
Pfeift schnell sein Bolzen durch die Luft,
In ihre keusche Brust.

Da ward ihr wohl im Brautgemach,
Im Kiesgrund, still und klein;
Sie senkten sie dem Lieben nach
Dort unter einem Stein,
Den ihr, von Diesteln überweht,
Noch nächst des Turmes Trümmern seht.

Joseph Kenner
Ausschnitt aus Schubert-Abend bei Spaun - Public domain

À propos du poème

Joseph Kenner war kein Dichter. Er war k.k.Stadthaltereirat und 41 Jahre als Beamter tätig. Allerdings fühlte er sich zur Kultur hingezogen und verfasste einige wunderbare Gedichte, die zwar nicht als gesammelte Werke in die Geschichte eingingen, aber in der Vertonung durch Franz Schubert unsterblich geworden sind.

Das Gedicht Ballade schrieb er am 3. Juni 1814 im Alter von 19 Jahren. Kenner zeichnete auch einige Landschaftsbilder, die heute als wichtige Quellen für Stadtgeschichte dienen, beispielsweise von Linz.1.1

À propos de la musique

Écrit: 1815
Publication (annoncée): 5. Janvier 1830
Tonalité originale :  Sol   mineur
Type de chanson : Ballade
Tonalité enregistrée :  Mi   mineur
Résidence de Schubert 1815

Schubert und Kenner lernten sich im Konvikt kennen und wurden dort Freunde. 
Insgesamt vertonte Schubert drei Gedichte von Kenner, wobei Der Liedler zu den bekannteren und beliebteren Schubert-Liedern gehört, die auch heute noch auf Konzertprogrammen zu finden sind.

Situation de la source

Vous trouverez ici quelques informations sur les sources : Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

La publication obtenue 1830 Josef Czerny in Wien comme Opus 126 | Numéro de l'éditeur 2664

Die Erstausgabe besorgte Joseph Czerny in Wien VN 2664

 

À propos de la publication

Couverture Opus 126 4.1
Couverture Wiener Zeitung 5. Janvier 1830 4.2

Partitions

Ancienne édition Schubert, série  XX, Vol. 02 № 99
Nouvelle édition Schubert  IV, Vol. 07
Édition Friedlaender  Bd. 4 » 152
Édition Urtext Bärenreiter  Bd. 6 » 35

Version originale PDF Thumbnail Première édition PDF Thumbnail
Retour à la liste des Lieder