1. Sechs Wanderlieder von W. Müller, mit Begleitung des Pianoforte von Theodor Fröhlich. 2. Werk Heft 1. Wagenführ in Berlin. Preis 15. Srg.
2. Sechs Lieder mit Begleitung des Pfte. von Ferdinand Stegmayer. 9tes Werk. Kosmar und Krause in Berlin.
3. Liebeswunsch von Körner, für eine Singstimme mit Begl. des Pianoforte, von Johann Spech. 33stes Werk. Kappi in Wien. Preis 30 Xr. K. M.
4. Die Ideale von Schiller von Joh. Spech 36stes Werk. Pennauer in Wien.
5. Sangessendung u. s. w. von C. E. Hering. 1tes Heſt. Hofmeister in Leipzig.
6. Quodlibet für die Drei-Königs-Gesellschaft, Text von Kudrass, Musik arrangirt (aus fünf und noch fünf Komponisten) von Raphael. Leukart in Breslau 17. Sgr.
Betrachtet man Kompositionen dieser Gattung einzeln, so wird man leicht zu höhern Ansprüchen verleitet, als ihre ganze Gattung befriedigen soll und will; eine in dieser Zeitung und namentlich vom Referenten mehrmals angewendete Strenge. Die Verfasser haben sich darüber nicht zu beschweren, da sie das Streben nach Vollendung auch in der kleinsten Kompositions-Gattung nicht aufgeben dürfen, folglich das Gesetz, nach dem sie beurtheilt worden sind, anerkennen müssen. Allein es giebt einen günstigern Gesichts-Punkt: dergleichen in Masse anzuschauen. Die Ballen leidlicher, und die Schocke recht wohlgefälliger, wenn auch keineswegs vollendeter Gesänge vertheilen sich ganz mässig unter die Legion kunstliebender Referendare, gemüthlicher Landpfarrer, tenorisirender Lieutenants, schmachtender Kommis – und wie alle Dilettanten noch
heissen – und ihrer respektiven Schönen; sie sind dem Dürftigen Surrogat-Musik und dem Reifenden Wassertaufe vor der Feuertaufe.
Da es in der That ein neues Vergnügen ist, selbst das Mittelmässige und Schwächere zu loben (obige Lieder werden eher zu dem Bessern in jenem Kreise gezählt, besonders der erste Gesang in Stegmayers Hefte) so soll auch der alte Quodlibet-Spass ganz unerschrocken den drei Königen und ihrem etwaigen Komitat empfohlen sein.
In dieselbe Kathegorie gehört endlich auch folgendes Werk, das durch den ausgebreitetern Ruf des Verfassers, durch seine Ausdehnung und durch die Trefflichkeit typographischer Ausstattung zu abgesonderter Erwähnung empfohlen ist:
Winterreise von Wilhelm Müller. Für eine Singstimme und Pianoforte von Franz Schubert. 89stes Werk. 1. Abtheilung Haslinger in Wien. Preis 2 Thlr.
Schubert hat Talent, zeigt Originalität bisweilen, und würde noch Besseres zeigen, wären nicht die fatalen 89. Besonders ist nichts zersplitternder und verflachender, zu einer leicht gebildeten Manier verführender, als überhäufte Liederkomposition. Dasselbe könnte man unsern heutigen Poeten sagen. Ihre „zwei Dutzend Frühlings-, drei Dutzend Liebes-, vier Dutzend Wander-, fünf Dutzend Müller-, 666 Dutzend Orientlieder, gemahnen an die Suppe des Geizigen, in der ein glänzendes Fettauge auf einen Ocean treibt.
Wilhelm Müller singt in der Winterreise 1. Gute Nacht, 2. Die Wetterfahne, 3. Gefrorne Thränen, 4. Erstarrung, 5. Der Lindenbaum, 6. Wasserfluth (hört! hört!), 7. Auf dem Flusse – kurz es schliesst erst Nr, 24. der Leiermann. Schubert hat ihm schon durch zwölf Nummern unverdrossen nachgesetzt. Ein gutes Lied wär's wohl geworden, hätten es nicht 24 werden sollen. Hätte aber Göthe aus seinem Liede: Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! an die dreitausend (verhältnissmässig) gemacht, so wär er auch – nicht Göthe.
Indess - Ballenweise muss es auch geben und Müller und Schubert sei empfohlen!