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Der Mondabend
Rein und freundlich lacht der Himmel Nieder auf die dunkle Erde; Tausend goldne Augen blinken Lieblich in die Brust der Menschen, Und des Mondes lichte Scheibe Segelt heiter durch die Bläue. Auf den goldnen Strahlen zittern Süßer Wehmuth Silbertropfen,...
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Mein Gruß an den Mai
Sei mir gegrüßt, o Mai! mit deinem Blütenhimmel, Mit deinem Lenz, mit deinem Freudenmeer; Sei mir gegrüßt, du fröhliches Gewimmel Der neu belebten Wesen um mich her! Dein Götterhauch durchströmt das düstre Grau der Lüfte, Und schnell begrünt sich Berg...
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Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sey nicht bang! Nun muß sich Alles, Alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht,...
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Alinde
Die Sonne sinkt ins tiefe Meer, Da wollte sie kommen. Geruhig trabt der Schnitter einher, Mir ist's beklommen. Hast, Schnitter, mein Liebchen nicht gesehn? Alinde! Alinde! – »Zu Weib und Kindern muß ich gehn, Kann nicht nach andern Dirnen sehn; Sie...
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An die Laute
Leiser, leiser, kleine Laute, Flüstre was ich dir vertraute, Dort zu jenem Fenster hin! Wie die Wellen sanfter Lüfte, Mondenglanz und Blumendüfte, Send es der Gebieterin! Neidisch sind des Nachbars Söhne, Und im Fenster jener Schöne Flimmert noch ein...
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Hektors Abschied - Erste Fassung
Andromache Will sich Hektor ewig von mir wenden, Wo Achill mit unnahbaren Händen Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt? Wer wird künftig deinen Kleinen lehren Speere werfen und die Götter ehren, Wenn der finstre Orkus dich verschlingt? Hektor Teures...
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Hektors Abschied - Zweite Fassung
Andromache Will sich Hektor ewig von mir wenden, Wo Achill mit unnahbaren Händen Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt? Wer wird künftig deinen Kleinen lehren Speere werfen und die Götter ehren, Wenn der finstre Orkus dich verschlingt? Hektor Teures...
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Der Wanderer - Dritte Fassung
Ich komme vom Gebirge her, Es dampft das Tal, es braust das Meer, Ich wandle still, bin wenig froh, Und immer fragt der Seufzer, wo? Die Sonne dünkt mich hier so kalt, Die Blüte welk, das Leben alt, Und was sie reden, leerer Schall, Ich bin ein...
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Klaglied
Meine Ruh' ist dahin, Meine Freud' ist entflohn, In dem Säuseln der Lüfte, In dem Murmeln des Bachs Hör' ich bebend nur Klageton. Seinem schmeichelnden Wort, Und dem Druck seiner Hand, Seinem heißen Verlangen, Seinem glühenden Kuß, Weh' mir, daß ich...