Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Christoph Schnackertz - Klavier
Aufnahme: Freitag, 18. April 2025 | Saarbrücken
Liedtext
Nunmehr da Himmel, Erde schweigt und Winde,
Gefieder, Wild, des Schlummers Bande tragen,
Die Nacht im Kreise führt den Sternenwagen,
Und still das Meer sich senkt in seine Gründe:
Nun wach' ich, nun sinn' ich, glüh und wein und finde
Nur sie, die mich verfolgt mit süßen Plagen.
Krieg ist mein Zustand, Zorn und Mißbehagen;
Nur, denk' ich sie, winkt Friede mir gelinde.
So strömt, was mich ernährt, das Süß' und Herbe,
Aus eines einz'gen Quell's lebend'gem Strahle;
Dieselbe Hand gibt Heilung mir und Wunden.
Und daß mein Leiden nie ein Ziel erreiche,
Sterb' und ersteh' ich täglich tausend Male;
So weit entfernt noch bin ich zu gesunden.
Zum Text
August Wilhelm Schlegel war gemeinsam mit seiner Frau Caroline, Bruder Friedrich und seiner Frau Dorothea, Johann Gottlieb Fichte, Ludwig Tieck sowie Novalis der Begründer der romantischen Schule. Er galt als versierter Übersetzer.
Das vorliegende Sonett übernahm er von Johann Diederich Gries, der es zuvor aus dem Italienischen übersetzte. Es lautet in der Originalversion bei Petrarca:
Or che 'l ciel e la terra e 'l vento tace,
E le fere e gli augelli il sonno affrena,
Notte 'l carro stellato in giro mena
E nel suo letto il mar senz'onda giace;
Vegghio penso ardo piango: e chi mi sface
Sempre m'è innanzi per mia dolce pena:
Guerra è'l mio stato, d'ira et di duol piena;
E sol di lei pensando ho qualche pace.
Così sol d'una chiara fonte viva
Move 'l dolce e l'amaro ond'io mi pasco;
Una man sola mi risana e punge.
E perchè 'l mio martir non giunga a riva,
Mille volte il dì moro e mille nasco;
Tanto da la salute mia son lunge.
Das Gedicht Sonett III von August Wilhelm Schlegel wurde veröffentlicht im Jahr 1804 in Blumensträusse italiänischer, spanischer und portugiesischer Poesie von August Wilhelm Schlegel. Berlin. In der Realschulbuchhandlung. Es findet sich auf Seite 51.
Weitere Veröffentlichungen:
Francesco Petrarca Tomo Primo. Venezia MDCCLXXXIV. Presso Antonio Zatta, e Figli. Con Licenza de’ Sup. e Privilegio., 1784, Seite 238
Gedichte und poetische Übersetzungen von J D. Gries. Zweites Bändchen. Mit königlich würtembergischen Privilegio. Stuttgart, F C. Löflund und Sohn. 1829., 1829, Seite 94
Zur Musik
Franz Schubert vertonte zehn Gedichte von August Wilhelm Schlegel. Zählt man unterschiedliche Fassungen hinzu, sind insgesamt zwölf Kompositionen überliefert. Wobei diese Vertonung genauso als die Einzige von Johann Diederich Gries gezählt werden könnte.
Als Schubert die drei Sonette (I–III) komponierte, lebte er gemeinsam mit seinem engen Freund Johann Mayrhofer in einer Wohnung in der Wipplingerstraße. In Mayrhofers literarischem Werk und seinen Briefen spiegeln sich eine tiefe Vertrautheit mit der griechischen Mythologie, Philosophie und Literatur wider. Die Ideale der Antike, die für Mayrhofer eine prägende Inspirationsquelle waren, scheinen in dieser Zeit auch auf Schubert abgefärbt und seine künstlerische Entwicklung beeinflusst zu haben.
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien
Noten
Originalversion des Liedes
