Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Dienstag, 13. Januar 2009 | Berlin

Liedtext

Den Tag hindurch nur einmal mag ich sprechen,
Gewohnt zu schweigen immer, und zu trauern:
[Wann]1 durch die nachtgebornen Nebelmauern
Aurorens Purpurstrahlen liebend brechen.

Für Menschenohren sind es Harmonien.
Weil ich die Klage selbst melodisch künde,
Und durch der Dichtung Glut das Rauhe ründe,
Vermuten sie in mir ein selig Blühen.

In mir - nach dem des Todes Arme langen,
In dessen tiefstem Herzen Schlangen wühlen;
Genährt von meinen schmerzlichen Gefühlen -
Fast wütend durch ein ungestillt Verlangen:

Mit dir, des Morgens Göttin, mich zu einen,
Und weit von diesem nichtigen Getriebe,
Aus Sphären edler Freiheit, [reiner]2 Liebe,
Ein [bleicher stiller]3 Stern herab zu scheinen.

1 Schubert: "Wenn"
2 Schubert: "aus Sphären reiner"
3 Schubert: "stiller bleicher"

Johann Baptist Mayrhofer
Ergänzte Fotografie nach der Sepiazeichnung in Schwinds 'Schubertabend'
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Johann Mayrhofer schrieb sein Gedicht im Alter von 30 Jahren. Er veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf Seite 160.1.1

Memnon ist eine Figur der griechischen Mythologie. Er war der Sohn von Eos (Göttin der Morgenröte, lat. Aurora) und Tithonos (Sohn des Laomedon). Der Legende nach starb er im trojahnischen Krieg durch das Schwert des Achilleus.
Nach seinem Tod ließ Zeus aus der Asche seines Scheiterhaufens eine Schar Vögel entsteigen, die Memnoniden.

Zur Musik

Komponiert: März 1817
Veröffentlichung (angezeigt): 23. August 1821
Originaltonart:  Des - Dur
Liedform: durchkomponiert
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1817

Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:

Mein Verhältnis mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunst machten unser Verhältnis inniger; ich dichtete,er komponirte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt. 2.1

Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.

Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1821 Cappi und Diabelli in Wien als Opus 6 - 1 | Verlagsnummer 790

Eine spätere Auflage (die vierte Ausgabe) der Erstveröffentlichung ist mit einer gestochenen Vignette nach Leopold Kupelwiesers Tuschzeichnung zum Liede "Am Grabe Anselmos" geschmückt.

Deckblatt op.06 Kupelwieser

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 6 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 23. August 1821 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 05 № 308
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 01
Friedlaender Edition  Bd. 3 » 4
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 2 » 38

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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