Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier
Aufnahme: Montag, 15. August 2016 | München
Liedtext
Wenn, in des Abends letztem Scheine,
Dir eine lächelnde Gestalt,
Am Rasensitz im Eichenhaine,
Mit Wink und Gruß vorüberwallt:
Das ist des Freundes treuer Geist,
Der Freud' und Frieden dir verheißt.
Wenn in des Mondes Dämmerlichte
Sich deiner Liebe Traum verschönt,
Durch Cytisus und Weymutsfichte
Melodisches Gesäusel tönt,
Und Ahndung dir den Busen hebt:
Das ist mein Geist, der dich umschwebt.
Fühlst du, beim seligen Verlieren
In des Vergangnen Zauberland,
Ein lindes, geistiges Berühren,
Wie Zephyrs Kuß, an Lipp' und Hand,
Und wankt der Kerze flatternd Licht:
Das ist mein Geist, o zweifle nicht!
Hörst du, beim Silberglanz der Sterne,
Leis' im verschwiegnen Kämmerlein,
Gleich Aeolsharfen aus der Ferne,
Das Bundeswort: Auf ewig dein!
Dann schlummre sanft; es ist mein Geist,
Der Freud' und Frieden dir verheißt.
Gedichte 1811
Zum Text
Im Erstdruck "Wann" statt "Wenn".
Cytisus = Ginster
Weymutsfichte = Weimutskiefer
Zephyr als Frühlingsbote
Äolsharfe
Im Buch von 1811 gibt es noch eine Erklärung zu den Aolsharfen:
Gleich Aeolsharfen aus der Ferne.
Die Aeolusharfe ist ein Saiteninstrument, das, gleich dem singenden Baum im arabischen Mährchen, dem Winde, ausgesetzt, für sich zu tönen anfängt. Die Töne gleichen dem sanft anschwellenden und nach und nach wieder dahinsterbenden Gesange entfernter Chöre, und überhaupt mehr einem harmonischen Gaukelspiel ätherischer Wesen, als einem Werke menschlicher Kunst.
Das Gedicht Lied aus der Ferne von Friedrich von Matthisson wurde veröffentlicht im Jahr 1794 in Musen-Almanach für 1794, herausgegeben von Joh. Heinr. Voß, Hamburg, bey C.E.Bohn. Es findet sich auf Seite 86.
Weitere Veröffentlichungen:
Gedichte von Friedrich von Matthisson. Erster Theil. Tübingen, bei Cotta, 1811, 1811, Seite 274f.
Zur Musik
Im April 1814 begann Schubert eine ganze Reihe von Gedichten Matthissons zu vertonen. Fast alle Kompositionen stammen aus der Zeit zwischen 1814 und 1816. Am Ende werden es 32 Gedichte sein, die Schubert in Musik setzte, einige von ihnen mehrfach.
Das vorliegende Lied schrieb er 1814 im Alter von 17 Jahren.
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch