Geist der Liebe

D 233 Opus 118 - 1

Ludwig Gotthard Kosegarten 1758 - 1818

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Christoph Schnackertz - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 15. Dezember 2021 | Saarbrücken

Liedtext

Wer bist du, Geist der Liebe,
Der durch das Weltall webt?
Den Schooß der Erde schwängert
Und den Atom belebt?
Der Elemente bindet,
Der Weltenkugeln ballt,
Aus Engelharfen jubelt,
Und aus dem Säugling lallt?

Wer bist du, Kraft der Kräfte,
Die Greisesaugen hellt?
Der Jünglingswangen röthet,
Und Mädchenbusen schwellt?
Der Liebe beut und fodert,
Um Liebe ringt und wirbt,
Und Messiaden dichtet,
Und Brutustode stirbt?

Bist du nicht Odem Gottes,
Unsträflich, wie sein Licht,
Und stark, wie seine Rechte,
Die Welten baut und bricht?
Bist unsers Kreuzzugs Fahne,
Entflammst mit heil'ger Scham
Den Feigen und den Matten
Ein wehend Oriflam.

Nur der ist gut und edel,
Dem du den Bogen spannst.
Nur der ist groß und göttlich,
Den du zum Mann ermannst.
Sein Werk ist Pyramide,
Sein Wort ist Machtgebot.
Ein Spott ist ihm die Hölle.
Ein Hohn ist ihm der Tod.

Ludwig Gotthard Kosegarten
Stich von Johann Heinrich Lips
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Der Pfarrer Ludwig Gotthard Kosegarten schrieb sein Gedicht Geist der Liebe in "Kiesow, im Sommermond 1787"

Messiade = geistliches Epos über Leben und Leiden Jesu Christi als Messias
Brutus = Einer der Mörder von Gaius Iulius Caesar
Oriflam = Kriegsflagge

Das Gedicht Geist der Liebe von Ludwig Gotthard Kosegarten wurde veröffentlicht im Jahr 1788 in Gedichte von Ludwig Theobul Kosegarten, Band 2 beim Verlag Ernst Martin Gräff, 1788 in Leipzig. Es findet sich auf Seite 220.

Digitalisat online

Weitere Veröffentlichungen:

Poesieen(sic!) Band 2, bei Heinrich Gräff, Leipzig,, 1798, Seite 183

Digitalisat online

Zur Musik

Komponiert: 15. Juli 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 19. Juni 1829
Originaltonart:  E - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  G - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Morten Solvik beschreibt in den Jahren 1997 und 1999 in einem online erschienenen Artikel die Möglichkeit, dass Schubert mit den 20 Liedern, die 1815 auf Gedichte von Kosegarten entstanden, einen ersten Liederzyklus schreiben wollte. Ähnlich wie acht Jahre später Die schöne Müllerin2.1

Zu diesem Zyklus gehören laut Morten Solvik die folgenden Lieder:

Huldigung D 240
Alles um Liebe D 241
3 Von Ida D 228
Die Erscheinung D 229 
Das Finden D 219 
6 Idens Nachtgesang D 227 
7 Die Sterne D 313 
Nachtgesang D 314 
Die Täuschung D 230 
10 Das Sehnen D 231 
11 Die Mondnacht D 238 
12 Abends unter der Linde D 237 
13 Das Abendrot D 236
14 Geist der Liebe D 233 
15 Der Abend D 221 
16 Idens Schwanenlied D 317 
17 Schwangesang D 318 
18 Luisens Antwort D 319 
19 An Rosa I D 315 
20 An Rosa II D 316

Schubert vertonte insgesamt 22 Texte von Kosegarten. Zählt man alle Fassungen dazu, liegen uns heute 24 Vertonungen vor. 14 Lieder entstanden zwischen 25. Juni und 27. Juli 1815. 7 Lieder an nur einem Tag: den 19. Oktober 1815. Nur An die untergehende Sonne wurde erst 1817 geschrieben.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Österreichische Nationalbibliothek

Die Veröffentlichung besorgte 1829 Josef Czerny in Wien als Opus 118 - 1 | Verlagsnummer 341

Posthum veröffentlicht.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 118 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 19. Juni 1829 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 02 № 96
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Friedlaender Edition  Bd. 4 » 144

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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