Des Mädchens Klage

Zweite Bearbeitung - Zweite Fassung

D 191 Opus 58 - 3

Friedrich von Schiller 1759 - 1805

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Donnerstag, 17. Juli 2008 | Berlin

Liedtext

Der Eichwald braust, die Wolken ziehn,
Das Mägdlein sitzt an Ufers Grün,
Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,
Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,
Das Auge vom Weinen getrübt.

"Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,
Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.
Du Heilige rufe dein Kind zurück,
Ich habe genossen das irdische Glück,
Ich habe gelebt und geliebet!"

Es rinnet der Tränen vergeblicher Lauf,
Die Klage sie wecket die Toten nicht auf,
Doch nenne, was tröstet und heilet die Brust
Nach der süßen Liebe verschwund'ner Lust,
Ich, die himmlische, wills nicht versagen.

"Laß rinnen der Tränen vergeblichen Lauf,
Es wecke die Klage den Toten nicht auf,
Das süßeste Glück für die trauernde Brust,
Nach der schönen Liebe verschwundener Lust,
Sind der Liebe Schmerzen und Klagen."

Friedrich von Schiller
Ölgemälde ca. 1794 Ludovike Simanowiz
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Friedrich Schiller schrieb sein Gedicht 1798. Es wurde im Jahr 1799 in seinem Musen-Almanach der Cotta'schen Buchhandlung Tübingen auf Seite 208 veröffentlicht. Ein Digitalisat der Originalausgabe kann online studiert werden.
Schiller verwendete das Gedicht in seinem Wallenstein. Dort wird es im zweiten Band Die Piccolomini von Thekla gesungen. Im Erstdruck ist es auf Seite 177 im 3. Aufzug, 7. Szene zu finden. 1.1
Der Text umfasst nur die ersten beiden Strophen und ist leicht abgewandelt.

Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn,
Das Mägdlein wandelt an Ufers Grün,
Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,
Und sie singt hinaus in die finstre Nacht.
Das Auge von Weinen getrübet.

Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,
Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.
Du Heilige, rufe dein Kind zurück,
Ich habe genossen das irdische Glück,
Ich habe gelebt und geliebet.

Zur Musik

Komponiert: 15. Mai 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 6. April 1826
Originaltonart:  c - moll
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Schubert und Schiller sind sich nie begegnet, denn Schubert war erst 8 Jahre und 3 Monate alt, als Schiller starb. Dennoch prägten die Ideale Schillers auf vielfältige Weise Schuberts Entwicklung zu einem genialen Tonsetzer und inspirierten ihn immer wieder zu Vertonungen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Schubert fast 40 Texte von Schiller in Musik fasste. Dazu zählen die ersten uns bekannten Vertonungen ebenso wie einige der letzten, die er schrieb.
Zählt man alle Fragmente und Entwürfe zusammen, die heute laut Deutschverzeichnis bekannt sind, so kommt man auf nicht weniger als 77 Werke, die uns vorliegen. Die meisten entstanden in der Jugend Schuberts. Allein 66 Kompositionen in der Zeit zwischen 1811 und 1817. In dieser Zeit war Schubert zwischen 14 und 20 Jahre alt. Darunter finden sich so herrliche Stücke wie Gruppe aus dem Tartarus, Der Taucher, Sehnsucht, Die Götter Griechenlands oder Der Pilgrim.

Schubert schrieb am  31. März 1824 einen Brief an Leopold Kupelwieser, der zu dieser Zeit eine Reise nach Italien unternahm. Vielleicht entspringt das folgende Zitat aus diesem Brief der frühen Begeisterung Schuberts und seines Freundeskreises für Schillers Ideen zu ästhetischen Erziehung des Menschen.

Eine Schönheit soll den Menschen durch das ganze Leben begeistern – wahr ist es – doch soll der Schimmer dieser Begeisterung alles andere erhellen. 2.1

Schubert vertonte einige Texte mehrmals. Von diesen verschiedenen Bearbeitungen desselben Textes existieren manchmal ebenfalls mehrere Fassungen.
Den vorliegenden Text vertonte er dreimal. Im Deutsch-Verzeichnis sind diese Bearbeitungen unter den Nummern D6, D191 und D389 verzeichnet. In allen drei Bearbeitungen hat Schubert den Text leicht verändert.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1826 Thaddäus Weigl in Wien als Opus 58 - 3 | Verlagsnummer 2493

Veröffentlichung als 56tes Werk (später korrigiert als op.58)

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 58 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 6. April 1826 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 04 № 194
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 03
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 2 » 124

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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