Des Fischers Liebesglück

D 933 Nachlass

Karl Gottfried von Leitner 1800 - 1890

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 07. August 2013 | Berlin

Liedtext

Dort blinket
Durch Weiden,
Und winket
Ein Schimmer
[Blaßstrahlig{Schubert Erstdruck & AGA: Blassstrahlig}]
Vom Zimmer
Der Holden mir zu.

Es gaukelt
Wie Irrlicht,
Und schaukelt
Sich leise
Sein Abglanz
Im Kreise
Des schwankenden See's.

Ich schaue
Mit Sehnen
In's Blaue
Der Wellen,
Und [grüße{Schubert Erstdruck: grüsse}]
Den hellen,
Gespiegelten Strahl.

Und springe
Zum Ruder,
Und schwinge
Den Nachen
Dahin auf
Dem flachen,
Krystallenen Weg.

Fein-Liebchen
Schleicht traulich
Vom Stübchen
Herunter,
Und sputet
Sich munter
Zu mir in das Boot.

Gelinde
Dann treiben
Die Winde
Uns wieder
See-einwärts
Vom Flieder
Des Ufers hindann.

Die blassen
Nachtnebel
Umfassen
Mit Hüllen
Vor Spähern
Den stillen,
Unschuldigen Scherz.
 
Und tauschen
Wir Küsse,
So rauschen
Die Wellen
Im Sinken
Und Schwellen,
Den Horchern zum Trotz.
 
Nur Sterne
Belauschen
Uns ferne,
Und baden
Tief unter
Den Pfaden
Des gleitenden [Kahn's{Schubert Erstdruck: Kahns}].
 
So schweben
Wir selig,
Umgeben
Vom Dunkel,
Hoch [überm{Schubert Erstdruck: über'm}]
Gefunkel
Der Sterne einher.
 
Und weinen
Und lächeln,
Und meinen,
Enthoben
Der Erde,
Schon oben,
Schon drüben zu [seyn{Schubert Erstdruck: sein}].

Karl Gottfried von Leitner
Lithographie von Kriehuber
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Das 1821 geschriebene Gedicht wurde 1825 bei Sollinger in Wien veröffentlicht. Es findet sich auf Seite 110ff. des von Leitner selbst herausgegebenen Gedichtbandes. Ein Digitalisat der Printausgabe kann online studiert werden.

Zur Musik

Komponiert: November 1827
Veröffentlichung (angezeigt): 9. Oktober 1835
Originaltonart:  a - moll
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  f - moll
Schuberts Wohnort 1827

Leitner und Schubert sind sich nie begegnet, wie Leitner selbst bezeugte.

Heinrich Kreissle von Hellborn schreibt in seinen biografischen Notizen zu Franz Schubert:

Auch der Dichter Gottfried Ritter von Leitner, der um das Jahr 1825 in die Familie eingeführt worden war, gehörte dem auserlesenen Kreise an, von welchem sich diese fortan umgeben sah, und jene von seinen Gedichten, welche Schubert in den Jahren 1827 und 1828 in Musik setzte, waren diesem von Frau Marie Pachler zur Composition empfohlen worden. 2.1

Allerdings schreibt Leitner selbst am 28. März 1858 an Ferdinand Luib:

Leider kann ich den in Ihrem verehrten Schreiben vom 17. d. M. ausgesprochenen Wünschen nicht in vollem Umfange entsprechen; denn mein Freund Dr. Faust Pachler hat sich in meinen Beziehungen zu Schubert geirrt, indem dieser während meiner zufälligen Abwesenheit von Graz hier auf Besuch war, und ich ihn überhaupt nie persönlich kennen lernte. 2.2

Und an Heinrich Schubert schreibt er am 24. Dezember 1881:

... Ich erlaube mir, in Bezug auf mein Verhältnis zu Franz Schubert einen Irrtum zu berichtigen, der sich in einigen Biographien Ihres berühmten Verwandten eingeschlichen hat, und den Sie auch zu theilen scheinen. Ich habe nämlich leider nicht die Ehre genossen, ihn zu meinen persönlichen Bekannten zählen zu dürfen. Unsere küsntlerischen Beziehungen wurden immer nur durch andere vermittelt. ...
und weiter:
... aber Dr. Pachlers kunstsinnige Gemahlin, Marie Pachler, eine Virtuosin auf dem Pianoforte ... machte Schubert auf die im Sommer 1825 erschienene erste Auflage meiner Gedichte aufmerksam und verehrte ihm ein Exemplar dieses kleinen Bändchens. 2.3

Im Lied gibt es eine Stelle, die eine starke Ähnlichkeit zu Vor meiner Wiege D 927 aufweist.
Vergleiche Vor meiner Wiege T. 12-13 und Des Fischers Liebesglück T.7-8 bzw. 17-18
In beiden Liedern taucht die Figur sowohl in Moll als auch später in Dur auf.
Beide Lieder wurden in zeitlicher Nähe voneinander komponiert.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1835 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 27 | Verlagsnummer 5031

Die ersten Takte als Autograph kann man online als Digitalisat bei schubert-online.at studieren.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 27 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 9. Oktober 1835 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 09 № 550
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 14
Friedlaender Edition  Bd. 2 » 234
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 4 » 105

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