Das Mädchen aus der Fremde

Zweite Bearbeitung

D 252

Friedrich von Schiller 1759 - 1805

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 19. August 2009 | Erfurt

Liedtext

In einem Thal bey armen Hirten
     Erschien mit jedem jungen Jahr,
Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
     Ein Mädchen, schön und wunderbar.

Sie war nicht in dem Thal gebohren,
     Man wußte nicht, woher sie kam,
Doch schnell war ihre Spur verloren,
     Sobald das Mädchen Abschied nahm.

Beseligend war ihre Nähe
     Und alle Herzen wurden weit,
Doch eine Würde, eine Höhe
     Entfernte die Vertraulichkeit.

Sie brachte Blumen mit und Früchte,
     Gereift auf einer andern Flur,
In einem andern Sonnenlichte,
     In einer glücklichern Natur;

Und theilte jedem eine Gabe,
     Dem Früchte, jenem Blumen aus,
Der Jüngling und der Greis am Stabe,
     Ein jeder gieng beschenkt nach Haus.

Willkommen waren alle Gäste,
     Doch nahte sich ein liebend Paar,
Dem reichte sie der Gaben beste,
     Der Blumen allerschönste dar.

Friedrich von Schiller
Ölgemälde ca. 1794 Ludovike Simanowiz
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Friedrich Schiller veröffentlichte sein 1796 verfasstes Gedicht Das Mädchen aus der Fremde im Musen-Almanach für das Jahr 1797, herausgegeben in der in der Cotta’schen Buchhandlung Tübingen, S.17f.

Digitalisat online 

Zur Musik

Komponiert: 12. August 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1887
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  F - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Schubert und Schiller sind sich nie begegnet, denn Schubert war erst 8 Jahre und 3 Monate alt, als Schiller starb. Dennoch prägten die Ideale Schillers auf vielfältige Weise Schuberts Entwicklung zu einem genialen Tonsetzer und inspirierten ihn immer wieder zu Vertonungen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Schubert fast 40 Texte von Schiller in Musik fasste. Dazu zählen die ersten uns bekannten Vertonungen ebenso wie einige der letzten, die er schrieb.
Zählt man alle Fragmente und Entwürfe zusammen, die heute laut Deutschverzeichnis bekannt sind, so kommt man auf nicht weniger als 77 Werke, die uns vorliegen. Die meisten entstanden in der Jugend Schuberts. Allein 66 Kompositionen in der Zeit zwischen 1811 und 1817. In dieser Zeit war Schubert zwischen 14 und 20 Jahre alt. Darunter finden sich so herrliche Stücke wie Gruppe aus dem Tartarus, Der Taucher, Sehnsucht, Die Götter Griechenlands oder Der Pilgrim.

Schubert schrieb am  31. März 1824 einen Brief an Leopold Kupelwieser, der zu dieser Zeit eine Reise nach Italien unternahm. Vielleicht entspringt das folgende Zitat aus diesem Brief der frühen Begeisterung Schuberts und seines Freundeskreises für Schillers Ideen zu ästhetischen Erziehung des Menschen.

Eine Schönheit soll den Menschen durch das ganze Leben begeistern – wahr ist es – doch soll der Schimmer dieser Begeisterung alles andere erhellen. 2.1

Die vorliegende Vertonung schrieb Schubert im Alter von 18 Jahren.

weitere Vertonung Das Mädchen aus der Fremde D 117

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1887 Max Friedlaender (C.F.Peters) in Leipzig

Die Erstveröffentlichung besorgten Max Friedländer im Band VII seiner bei Edition Peters Leipzig 1887 erschienenen Schubertbände.

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 108
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Friedlaender Edition  Bd. 7 » 92
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 7 » 140

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