An den Mond in einer Herbstnacht

D 614 Nachlass

Aloys Wilhelm Schreiber 1761 - 1841

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: Montag, 24. Februar 2025 | Saarbrücken

Liedtext

Freundlich ist dein Antlitz,
Sohn des Himmels!
Leis' sind deine Tritte
Durch des Äthers Wüste,
Holder Nachtgefährte.

Dein Schimmer ist sanft und erquickend,
Wie das Wort des Trostes
Von des Freundes Lippe,
Wenn ein schrecklicher Geyer
An der Seele nagt.

Manche Thräne siehst du,
Siehst so manches Lächeln,
Hörst der Liebe trauliches {S}Geflister{S Geflüster},
Leuchtest ihr auf stillem Pfade,
Hoffnung schwebt auf deinem Strahle
Herab zum stillen Dulder,
Der verlassen geht auf bedorntem Weg.

Du siehst auch meine Freunde,
Zerstreut in fernen Landen;
Du gießest deinen Schimmer
Auch auf die frohen Hügel,
Wo {S}ich{S ich oft} als Knabe hüpfte,
Wo oft bey deinem Lächeln
Ein unbekanntes Sehnen
Mein junges Herz ergriff.

Du blickst auch auf die Stätte,
Wo meine Lieben {S}ruhen{S ruhn},
Wo der Thau fällt auf ihr Grab,
Und die Gräser drüber {S}wehen{S wehn}
In dem Abendhauche.

Doch dein Schimmer
Dringt nicht in die dunkle Kammer,
Wo sie ruhen von des Lebens {S}Mühe{S Müh'n},
Wo auch ich bald ruhen werde!
Du wirst geh'n und {S}wieder kehren{S wiederkehren},
{S}Und {S Du wirst} seh'n noch manches Lächeln;
Dann werd' ich nicht mehr lächeln,
Dann werd' ich nicht mehr weinen,
Mein wird man {S-}dann{S-} nicht mehr gedenken
Auf dieser schönen Erde!

Bauer 1817

Aloys Wilhelm Schreiber
Stahlstich von Edouard Schuler
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Originaltitel des Gedichtes ist “An den Mond.” 
“In einer Herbstnacht” ist nur der Untertitel bei Schreiber.
Gedichtet 1794-1799
 

Das Gedicht An den Mond in einer Herbstnacht von Aloys Wilhelm Schreiber wurde veröffentlicht im Jahr 1817 in Aloys Schreiber’s Gedichte. Zweyter Theil. Neueste Auflage. Wien. Bey B. Ph. Bauer.. Es findet sich auf Seite 68f..

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Weitere Veröffentlichungen:

Gedichte von Aloys Schreiber. Düsseldorf, bei J H C. Schreiner. 1801., 1801, Seite 203f.

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Zur Musik

Komponiert:  April   1818
Veröffentlichung (angezeigt):  12. Juli   1832
Originaltonart:  A - Dur
Liedform:   A-B-A′
Aufnahmetonart:  E - Dur
Schuberts Wohnort 1818 | Grünentorgasse 11 Wien

Franz Schubert vertonte von Aloys Schreiber insgesamt vier Gedichte, die allesamt im Jahr 1818 entstanden. Keines dieser Lieder wurde zu seinen Lebzeiten im Druck veröffentlicht, sie blieben also einem kleinen Kreis von Freunden und Kennern vorbehalten.

Wie so oft bei Schubert dürfte auch hier der Anstoß aus seinem Freundeskreis gekommen sein: Vermutlich legte ihm einer seiner literarisch interessierten Bekannten einen Gedichtband Schreibers auf den Tisch. Der Komponist, stets offen für neue poetische Anregungen und in jener Zeit voller kompositorischer Ideen, scheint sich unmittelbar von der Bildhaftigkeit und Stimmung dieser Texte angesprochen gefühlt zu haben. 

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1832 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 18 | Verlagsnummer 4018

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 18 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 12. Juli 1832 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 05 № 337
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 12

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Transposition PDF Thumbnail
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