Alte Liebe rostet nie

D 477

Johann Baptist Mayrhofer 1787 - 1836

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 07. August 2013 | Berlin

Liedtext

Alte Liebe rostet nie,
Hört ich oft die Mutter sagen,
Alte Liebe rostet nie,
Muß ich nun erfahrend klagen.  

Wie die Luft umgib sie mich,
Die ich einst die Meine nannte;
Die ich liebte ritterlich,
Die mich in die Ferne sandte.

Seit die Holde ich verlor,
Hab ich Meer und Land gesehen:
Vor der schönsten Frauen Flor
Durft' ich unerschüttert stehen.

Denn aus mir ihr Bildnis tratt,
Zürnend, wie zum Kampf mit ihnen.
Mit dem Zauber, den sie hat
Mußte sie das Spiel gewinnen.

Da der Garten, dort das Haus,
Wo wir oft so traulich kosten!
Seh' ich recht? sie schwebt heraus,
Wird die alte Liebe rosten?

Johann Baptist Mayrhofer
Ergänzte Fotografie nach der Sepiazeichnung in Schwinds 'Schubertabend'
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Das Gedicht Alte Liebe wurde 1843 in einem von Ernst Freiherr v. Feuchtersleben in Wien beim Verlag Ignaz Klang herausgegebenen Gedichtband Mayrhofers (neue Fassung) veröffentlicht. Ein Digitalisat dieser Ausgabe der Gedichte Mayrhofers liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek. Es kann online studiert werden. Das Gedicht findet sich auf Seite 98. Es steht in einer Sammlung mit der Überschrift III. Gegenwart. 1.1

Alte Liebe rostet nicht,
Hört' ich oft die Mutter sagen;
Alte Liebe rostet nicht,
Muß ich nun erfahrend klagen.

Wie die Luft umgibt sie mich,
Die ich einst mein eigen nannte,
Der ich lebte ritterlich,
Die mich in die Weite sandte.

Seit die Holde ich verlor,
Hab' ich Meer und Land gesehen, –
Vor dem schönsten Frauenflor
Durft' ich unerschüttert stehen.

Denn ihr Bild trat vor den Geist,
Zürnend halb und halb voll Milde, –
Und was irgend Zauber heißt
Wich beschämt dem lieben Bilde.

Hier der Garten, dort das Haus,
Wo wir einst so traulich kos'ten!
Seh' ich recht? sie schwebt heraus –
Wird die alte Liebe rosten?

Die Version, die Schubert vertonte weicht stark von der gedruckten Version ab. Üblicherweise erhielt Schubert die Gedichte Mayrhofer's als Handschrift. So auch in diesem Fall.

Zur Musik

Komponiert: September 1816
Veröffentlichung (angezeigt): 1895
Originaltonart:  H - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  G - Dur
Schuberts Wohnort 1816

Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:

"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 2.1

Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.

Franz Schubert war 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Österreichische Nationalbibliothek

Die Veröffentlichung besorgte 1895 Eusebius Mandyczewski in Alte Gesamtausgabe (Breitkopf&Härtel) in Leipzig

Ein Manuskript des Liedes wurde zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in Marburg bei Stargardt versteigert.
Der Text aus dem Auktionskatalog lautete:

SCHUBERT, Franz, 1797-1828. E. Musikmanuskript mit e. Namenszügen „Frz. Schubert
mppia“ und Daten „Sept. 1816“ am Kopf der ersten beiden Seiten. 4 S. Querformat. (10000.–)
Auf der ersten Seite des Doppelblattes das Lied „Alte Liebe rostet nie“ nach dem Gedicht seines Freundes
Johann Mayrhofer. Die untere Hälfte der Seite nimmt der Text der Strophen 2 bis 5 ein. - Deutsch Nr. 477.
Auf den beiden Innenseiten das Lied „Harfenspieler“ I („Wer sich der Einsamkeit ergibt …“), op. 12 Nr. 1,
und auf der letzten Seite die ersten vierzig Takte vom „Harfenspieler. Nr 2“ („An die Thüren will ich
schleichen …“), op. 12 Nr. 3; beide Lieder nach den „Gesängen des Harfners“ aus Goethes „Wil-
helm Meister“. – Deutsch Nrn. 478 (a) und 479 (a). Das Autograph der letzten 12 Takte des zweiten
„Harfner“-Liedes befindet sich nach Deutsch im Besitz der Stadtbibliothek Wien.
Von beiden Liedern komponierte Schubert zweite Versionen, von dem ersteren außerdem eine frühere,
deren Autographen jedoch verschollen oder vernichtet sind.
Die drei Lieder erschienen 1895 in der Gesamtausgabe bei Breitkopf & Härtel in Leipzig.

Heute liegt das Manuskript in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Digitalisat online

Das Lied wurde erst in der Alten Gesamtausgabe AGA im Jahr 1895 von Eusebius Mandyczewski veröffentlicht.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Alte Gesamtausgabe 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 04 № 253
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 11

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
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