-
Vor meiner Wiege
Das also, das ist der enge Schrein, Da [lag ich in Windeln als Kind darein?]1 Da lag ich [gebrechlich, hülflos]2 und stumm, Und zog nur zum Weinen die Lippen krumm. Ich konnte nichts fassen mit Händchen zart, Und war doch gebunden nach Schelmenart; Ich...
-
Der Wallensteiner Lanzknecht beim Trunk
He! schenket mir im Helme ein, Der ist des Knappen Becher, Er ist nicht seicht und, traun, nicht klein, Das freut den wackern Zecher. Er schützte mich zu tausend Mal Vor Kolben, Schwert und Spießen, Er dient mir jetzt als Trinkpokal Und in der Nacht...
-
Der Kreuzzug
Ein Münich steht in seiner Zell' Am Fenstergitter grau, Viel Rittersleut in Waffen hell, Die reiten durch die Au. Sie singen Lieder frommer Art In schönem, ernsten Chor, Inmitten fliegt, von Seide zart, Die Kreuzesfahn' empor. Sie steigen an dem...
-
Des Fischers Liebesglück
Dort blinket durch Weiden Und winket ein Schimmer Blaßstrahlig vom Zimmer Der Holden mir zu. Es gaukelt wie Irrlicht Und schaukelt sich leise, Sein Abglanz im Kreise Des schwankenden Sees. Ich schaue mit Sehnen Ins Blaue der Wellen Und grüße den...
-
An Mignon - Zweite Fassung
Über Tal und Fluß getragen, Ziehet rein der Sonne Wagen. Ach, sie regt in ihrem Lauf, So wie deine, meine Schmerzen, Tief im Herzen, Immer morgens wieder auf. Kaum will mir die Nacht noch frommen, Denn die Träume selber kommen Nun in trauriger Gestalt,...
-
Der Goldschmiedsgesell
Fädchen. O wär ich doch an seinem Platz, Wie küßt' ich mir das Mädchen! 1.1 Goethe (1816), Schubert: Nachbarinn 1.2 Goethe (1827): Dräthchen / Schubert: Drätchen
-
Die Rose - Erste Fassung
Es lockte schöne Wärme, Mich an das Licht zu wagen, Da brannten wilde Gluten; Das muß ich ewig klagen. Ich konnte lange blühen In milden heitern Tagen; Nun muß ich frühe welken, Dem Leben schon entsagen. Es kam die Morgenröte, Da ließ ich alles Zagen...
-
Der Wanderer an den Mond
Ich auf der Erd', am Himmel du Wir wandern beide rüstig zu: – Ich ernst und trüb, du mild und rein, Was mag der Unterschied wohl sein? Ich wandre fremd von Land zu Land, So heimatlos, so unbekannt; Bergauf, bergab, waldein, waldaus, Doch [nirgend bin...
-
Thekla: Eine Geisterstimme - Zweite Bearbeitung - Zweite Fassung
Wo ich sei, und wo mich hingewendet, Als mein flüchtiger Schatten dir entschwebt? Hab' ich nicht beschlossen und geendet, Hab' ich nicht geliebet und gelebt? Willst du nach den Nachtigallen fragen, Die mit seelenvoller Melodie Dich entzückten in des...
-
An die Musik - Zweite Fassung
Du holde Kunst, in wie viel grauen Stunden, Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt, Hast du mein Herz zu warmer Lieb' entzunden, Hast mich in eine beßre Welt entrückt! Oft hat ein Seufzer, deiner Harf' entflossen, Ein süßer, heiliger Akkord von dir...
-
Mignon und der Harfner (Duett)
Nur wer die Sehnsucht kennt Weiß, was ich leide! Allein und abgetrennt Von aller Freude, Seh ich ans Firmament Nach jener Seite. Ach! der mich liebt und kennt, Ist in der Weite. Es schwindelt mir, es brennt Mein Eingeweide. Nur wer die Sehnsucht kennt...
-
Lied der Mignon
Nur wer die Sehnsucht kennt Weiß, was ich leide! Allein und abgetrennt Von aller Freude, Seh ich [ans]1 Firmament Nach jener Seite. Ach! der mich liebt und kennt, Ist in der Weite. Es schwindelt mir, es brennt Mein Eingeweide. Nur wer die Sehnsucht...
-
Alinde
Die Sonne sinkt ins tiefe Meer, Da wollte sie kommen. Geruhig trabt der Schnitter einher, Mir ist's beklommen. Hast, Schnitter, mein Liebchen nicht gesehn? Alinde! Alinde! – »Zu Weib und Kindern muß ich gehn, Kann nicht nach andern Dirnen sehn; Sie...
-
An die Laute
Leiser, leiser, kleine Laute, Flüstre was ich dir vertraute, Dort zu jenem Fenster hin! Wie die Wellen sanfter Lüfte, Mondenglanz und Blumendüfte, Send es der Gebieterin! Neidisch sind des Nachbars Söhne, Und im Fenster jener Schöne Flimmert noch ein...