Liedtext
Endlich stehn die Pforten offen,
Endlich winkt das kühle Grab,
Und nach langem Fürchten, Hoffen,
Neig' ich mich die Nacht hinab.
Durchgewacht sind nun die Tage
Meines Lebens. Süße Ruh
Drückt nach ausgeweinter Klage
Mir die müden Wimpern zu.
Auge schleuß dich. Strahl der Sonnen,
Wecke nicht den Schläfer mehr.
Seine Sanduhr ist verronnen;
Seiner Kräfte Sprudel leer.
Durchgerannt sind seine Schranken,
Durchgekämpfet ist sein Kampf.
Seht, der Erde Pfeiler wanken.
Seht, die Welt verwallt wie Dampf.
Dunkel wird mein Blick und trübe,
Taub das Ohr, und starr das Herz.
In ihm klopft nicht mehr die Liebe;
In ihm bebt nicht mehr der Schmerz.
Ausgeliebet, ausgelitten
Hab' ich, und die Leidenschaft
Tobt nicht mehr, und abgeschnitten
Dorrt mein Reben, eis't mein Saft.
Öffne deine Schattenpforten,
Öffne, Engel Tod, sie nun.
Lange will ich, lange dorten
Bei dir in der Kammer ruhn.
Süß, geräuschlos, kühl und stille
Soll's in deiner Kammer sein.
O so eile, Trauter, hülle
In dein Schlafgewand mich ein.
Die mich gern und liebend schauten,
Mond und Sonne, lebet wohl!
Die mir süße Wehmut tauten,
Früh- und Spätrot, lebet wohl!
Lebet wohl ihr grünen Felder,
Du mein Tausendschönchental!
Düstre, feierliche Wälder,
Bäch' und Hügel allzumal!
Die ihr zärtlich mich umschlanget,
Mit mir teiltet Weh und Wohl,
Mit mir kämpftet, mit mir ranget,
Lebet Freunde, lebet wohl!
Die du meinen Staub erschufest,
Und ihn heut in deinen Schoß,
Mutter Erde, wiederrufest,
Hüll' ihn sanft und störungslos.
Ewig wird die Nacht nicht dauern,
Ewig dieser Schlummer nicht.
Hinter jenen Gräberschauern
Dämmert unauslöschlich Licht.
Aber bis das Licht mir funkle,
Bis ein schön'rer Tag mir lacht,
Sink' ich ruhig in die dunkle,
Stille, kühle Schlummernacht.
Endlich stehn die Pforten offen,
Endlich winket mir das Grab,
Und nach langem Fürchten, Hoffen,
Neig' ich mich die Nacht hinab.
Ausgewacht sind nun die Tage
Meines Lebens. Milde Ruh
Drükt nach ausgeweinter Klage
Mir die müden Wimper zu.
Auge, schleuß dich! Stral der Sonnen,
Wekke nicht den Schläfer mehr.
Meine Uhr ist ausgeronnen;
Meines Lebens Brunn ist leer.
Durchgerannt sind seine Schranken,
Durchgekämfet ist sein Kamf.
Seht, der Erde Pfeiler wanken.
Seht, die Welt verwallt wie Dampf.
Dunkel wird mein Blik, und trübe,
Taub mein Ohr, und starr mein Herz.
In ihm klopft nicht mehr die Liebe.
In ihm bebt nicht mehr der Schmerz.
Ausgeliebet, ausgelitten
Hab' ich, und die Leidenschaft
Tobt nicht mehr, und abgeschnitten
Dorrt mein Reben, eist mein Saft.
Oefne deines Dunkels Pforten;
Oefne, Engel Tod, sie nun!
Lange will ich, lange dorten
Bei dir in der Kammer ruhn.
Sanft, geräuschlos, kühl und stille
Soll's in deiner Kammer sein.
O so eile, Trauter, hülle
In dein Schlafgewand mich ein.
Die mich gern und liebend schauten,
Mond und Sonne, lebet wol!
Die mir süße Wehmut thauten,
Früh- und Spatroth, lebet wol!
Lebet wol ihr Saatenfelder,
Du mein Tausendschönchenthal!
Düstre feierliche Wälder,
Bäch' und Hügel allzumal!
Die ihr zärtlich mich umschlanget,
Mit mir teiltet Weh und Wol,
Mit mir kämpftet, mit mir ranget,
Lebet Freunde, lebet wol!
Die du meinen Staub erschufest,
Und ihm heut in deinen Schoos,
Mutter Erde, wiederrufest,
Hüll' ihn sanft und störungslos.
Ewig wird die Nacht nicht dauern,
Ewig dieser Schlummer nicht.
Hinter jener Gräber Schauern
Dämmert mir ein neues Licht.
Aber bis das Licht mir funkle,
Bis der junge Tag mir lacht,
Steig' ich ruhig in die dunkle,
Stille, kühle Schlummernacht.
Endlich stehn die Pforten offen,
Endlich winkt das kühle Grab,
Und nach langem Fürchten, Hoffen,
Neig' ich mich die Nacht hinab.
Durchgewacht sind nun die Tage
Meines Lebens. Süße Ruh
Drückt nach ausgeweinter Klage
Mir die müden Wimper zu.
Auge, schleuss dich. Strahl der Sonnen,
Wecke nicht den Schläfer mehr.
Seine Sanduhr ist verronnen;
Seiner Kräfte Sprudel leer.
Durchgerannt sind seine Schranken,
Durchgekämpfet ist sein Kampf.
Seht, der Erde Pfeiler wanken.
Seht, die Welt verwallt wie Dampf.
Dunkel wird mein Blick und trübe,
Taub das Ohr, und starr das Herz.
In ihm klopft nicht mehr die Liebe;
In ihm bebt nicht mehr der Schmerz.
Ausgeliebet, ausgelitten
Hab' ich, und die Leidenschaft
Tobt nicht mehr, und abgeschnitten
Dorrt mein Reben, eis't mein Saft.
Öffne deine Schattenpforten,
Öffne, Engel Tod, sie nun!
Lange will ich, lange dorten
Bei dir in der Kammer ruhn.
Süss, geräuschlos, kühl und stille
Soll's in deiner Kammer sein.
O so eile, Trauter, hülle
In dein Schlafgewand mich ein!
Die mich gern und liebend schauten,
Mond und Sonne, lebet wohl!
Die mir süße Wehmuth thauten,
Früh- und Spätroth, lebet wohl!
Lebet wohl, ihr grünen Felder,
Du mein Tausendschönchen-Thal!
Düstre, feierliche Wälder,
Bäch' und Hügel allzumal!
Die ihr zärtlich mich umschlanget,
Mit mir theiltet Weh und Wohl,
Mit mir kämpftet, mit mir ranget,
Lebet Freunde, lebet wohl!
Die du meinen Staub erschufest,
Und ihn heut' in deinen Schooß,
Mutter Erde, wiederrufest,
Hüll' ihn sanft und störungslos.
Ewig wird die Nacht nicht dauern,
Ewig dieser Schlummer nicht.
Hinter jenen Gräberschauern
Dämmert unauslöschlich Licht.
Aber bis das Licht mir funkle,
Bis ein schön'rer Tag mir lacht,
Sink' ich ruhig in die dunkle,
Stille, kühle Schlummernacht.
1. Strophe Autograph (Anmerkung von Schubert: 6 Strophen)
2.ff Erstdruck
Zum Text
Ludwig Gotthard Kosegartens Gedicht Schwangesang wurde laut eigenen Angaben gedichtet in
"Greifswalde im Christmond 1775."
Er veröffentlichte die erste Fassung des Gedichts 1777 in Melancholien in Stralsund bei Christian Lorenz Struck. S. 121f.
▪ Digitalisat in der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, Berlin
Weitere Fassungen und Veröffentlichungen
Umgearbeitete zweite Fassung in Gedichte von Ludwig Theobul Kosegarten, Band 1 beim Verlag Ernst Martin Gräff, 1788 in Leipzig. S. 125f.
▪ Digitalisat auf books.google.com
Weiteren Umarbeitung 1800 in Rhapsodieen Band 1 bei Heinrich Gräff, Leipzig. S.38ff.
▪ Digitalisat auf books.google.com
1803 in der Neuesten Auflage seiner Poesieen(sic!) Band 2, Berlin, S. 152ff. Schubert scheint auf diese Ausgabe zugegriffen zu haben, denn die Schreibweise im Autograph ist identisch.
▪ Digitalisat auf books.google.com

Max Mendheim: Portrait des Dichters Ludwig Gotthard Kosegarten