Liedtext
heutige Schreibweise
[Dieses Tauris?]1 wo der Eumeniden
Wut zu stillen, [Pythius]2 versprach?
Weh, die Schwestern mit den Schlangenhaaren
Folgen mir vom Land der Griechen nach!
Rauhes Eiland, kündest keinen Segen:
Nirgends sproßt der Ceres [goldne]3 Frucht.
Keine Reben blühn, der Lüfte Sänger,
Wie die Schiffe, meiden diese Bucht.
Steine fügt die Kunst nicht zu Gebäuden,
Zelte spannt des Scythen Armut sich;
Unter starren Felsen, rauhen [Wäldern]4
Ist das Leben einsam, schauerlich!
[»Allhier soll,«]5 so ist ja doch ergangen
An den Flehenden der [heil'ge]6 Spruch:
[»Soll die Bogenspannerin Diana
Lösen deinen und der Väter Fluch.«]7
1 Schubert: "Ist dies Tauris,"
2 Schubert: "Pythia"
3 Schubert: "milde"
4 Schubert: "Felsen"
5 Schubert: "Und hier soll,"
6 Schubert: "heilige"
7 Schubert: "Eine hohe Priesterin Dianens / Lösen meinen und der Väter Fluch."
Zum Text
Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht trägt den Titel Der landende Orest und findet sich auf Seite 159.8
Auf der Seite lieder.net ist nachzulesen, dass Schubert die Gedichte Mayrhofer's üblicherweise als Handschrift erhielt. Dadurch erklären sich auch die vielen Änderungen zur Druckversion des Textes.
Über die mythologische Geschichte des Orest kann man sich auf Wikipedia.org informieren. Das Gedicht beschreibt die Landung des Orest auf Tauris, wo er versucht, durch seine Taten ganz von den Erinnyen befreit und entsühnt zu werden. Diese hatten ihn befallen, nachdem er seine Mutter Klytaimnestra tötete. Das Gedicht steht inhaltlich in Zusammenhang mit Der entsühnte Orest D 699. 9

Johann Mayrhofer