Tiefe Stille herrscht im Wasser, Ohne Regung ruht das Meer, Und bekümmert sieht der Schiffer Glatte Fläche rings umher. Keine Luft von keiner Seite! Todesstille fürchterlich! In der ungeheuren Weite Reget keine Welle sich.
Zum Text
Goethes Gedicht erscheint 1796 unter dem Titel Meeresstille. gemeinsam mit dem Gedicht Glückliche Fahrt. in Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1796. Der biografische Anlaß für dieses Gedicht liegt in der Italienreise Goethes von 1786 bis 1788. Goethe erlebte Meeresstille und Glückliche Fahrt am eigenen Leib bei seiner Rückkehr aus Sizilien. 2.1
Schiller - Musenalmanach
Zur Musik
komponiert:
21.
Juni 1815
Veröffentlichung (angezeigt):
22. Mai 1821
Originaltonart: C-Dur
Liedform: durchkomponiert
Besonderheiten:
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 3.1 1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 3.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Das Lied Meeres Stille liegt uns in zwei Fassungen vor. Die erste Fassung wird schon am folgenden Tag durch die hier vorliegende zweite, endgültige, als op. 3 Nr. 2 erschienene Fassung ersetzt. Liegende, ganztaktige Akkorde (arpeggiert) verdeutlichen die "Tiefe Stille" und Regungslosigkeit des Meeres. In der zweiten Verszeile entsteht leichte Wellenbewegung auf den F-Dur-Akkorden bei "Glatte Fläche". Die "fürchterliche Todesstille" der dritten Verszeile entfernt sich im Tonartenspektrum des Liedes am weitesten von der Grundtonart C-Dur und macht damit vielleicht das Grauen besonders deutlich. Über den Septakkord von H-Dur erfolgt die Rückmodulation nach C-Dur. Die Gesangsstimme schließt regungslos liegend auf einem Ton.
Schubert war 18 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb
Schuberts erstes Liederheft für Goethe enthielt folgende Kompositionen:
Für eine Singstimme mit Begleitung des Piano-Forte in Musik gesetzt und dem wohlgebohrnen Herrn Herrn Ignaz Edlen von Mosel k.k. wirkl. Hofrath und Vice-Director der k.k. Hoftheater hochachtungsvoll gewidmet von Franz Schubert
Aus der amtlichen Wiener Zeitung vom 29. Mai 1821 4.2
"Bey Cappi und Diabelli, Kunst- und Musikhändler, Am Graben 1133 ist neu erschienen und zu haben: Der Wanderer von Schmidt v. Lübeck. Morgenlied von Werner, und Wanderers Nachtlied von Goethe. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte in Musik gesetzt von Franz Schubert. 4tes Werk. Preis 1fl.30kr. W.W. Schäfers Klagelied, Heidenröslein, Jägers Abendlied und Meeresstille, von Goethe. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte in Musik gesetzt von Franz Schubert. 3tes Werk. Pr. 1fl. 30kr. Durch die so häufige Nachfrage findet sich die Verlagshandlung veranlaßt, den Freunden des deutschen Liedes auch diese zwey Hefte vorzulegen. Schon die Wahl der Gedichte beweist das poetische Gemüth des Tonsetzers; aber die Art, mit welcher er dichterische Meisterwerke auffaßt und musikalisch wiedergibt, verbürgt das ausgezeichnete Genie des jungen Künstlers."