Lachen und Weinen zu jeglicher Stunde Ruht bei der Lieb auf so mancherlei Grunde. Morgens lacht ich vor Lust, Und warum ich nun weine Bei des Abends Scheine, Ist mir selbst nicht bewußt.
Weinen und Lachen zu jeglicher Stunde Ruht bei der Lieb auf so mancherlei Grunde. Abends weint ich vor Schmerz, Und warum du erwachen Kannst am Morgen mit Lachen, Muß ich dich fragen, o Herz?
Zum Text
Wie man dem 1837 erschienenen Vierten Band der Gesammelten Gedichte Friedrich Rückerts entnehmen kann, schrieb der Dichter sein Gedicht Lachens und Weinens Grund in der Zeit zwischen 1819 und 1820. Es erschien jedoch zuerst 1822 zunächst ohne Titel in der Gedichtsammlung Östliche Rosen. Rückert veröffentlichte seine Östlichen Rosen mit dem Hinweis "zu Goethes west-östlichem Diwan." Er nimmt also direkten Bezug auf die nur 3 Jahre zuvor von dem 39 Jahre Älteren veröffentlichte Sammlung. Das vorliegende Gedicht findet sich auf Seite 132.
Friedrich Rückert Östliche Rosen
Zur Musik
komponiert:
1823
Veröffentlichung (angezeigt):
21. September 1826
Originaltonart: As-Dur
Liedform: Strophenlied
Besonderheiten:
Die vorgenannte Textvorlage muss Franz Schubert bei der Auswahl der Texte zu seinen Liedern D 741, D 775, D 776, D 777, D 778 und D 778A gedient haben. Otto Erich Deutsch vermutet, dass Schubert die Titel seiner Lieder selbst gewählt hat.
Schubert vertonte 6 der 365 Gedichte als Lieder, sowie eines als Männerchor.
Zur Veröffentlichung
Zur Quellenlage (Manuskripte etc.) kann man sich im thematischen Verzeichnis von O.E.Deutsch informieren.
Die Erstveröffentlichung besorgte Sauer & Leidesdorf, Wien: 4.1
Vier Gedichte von Rückert und Graf Platen in Musik gesetzt für eine Singstimme mit Begleitung des Piano Forte von Franz Schubert Op. 59.
Aus der amtlichen Wiener Zeitung vom 21. September 1826 4.2
Kritik zur Veröffentlichung aus der Allgemeinen musikalischen Zeitung Leipzig Jhg. 1827, Ausgabe vom 27. April 4.3
Dass in den besseren der zahlreichen Lieder oder liedermässigen Gesänge des Hrn. Sch. Geist und Seele ist, und dass sich beyde oftmals (wie auch hier, in allen vier Nummern) auf eine eigenthümliche Weise äussern: das ist wohl von Allen, die sich damit bekannt gemacht haben, anerkannt; auch von denen, welche gegen diese seine Weise Vieles einzuwenden haben. Wahr wenigstens das, und erweiset sich den zwey ersten Nummern dieses Heftes von neuem: Hr. Schubert sucht und künstelt – nicht der Melodie, aber der Harmonie, gar sehr, und besonders modulirt befremdlich und oft urplötzlich nach dem Entlegesten hin, wie, wenigstens in Liedern und anderen kleinen Gesängen, kein Componist auf dem ganzen Erdboden: (so wird z. B. hier, im ersten Liede, die ganz kurze und sehr einfache Melodie ziemlich durch alle Tonarten der gesammten Leiter und mehrmals nur durch zwey Griffe beynahe von einem Aeussersten zum andern gerissen); aber eben so wahr ist, dass er (wie hier auch) nicht vergebens sucht; dass er wirklich etwas herauskünstelt, das, wird es dann mit vollkommener Sicherheit und Zwanglosigkeit vorgetragen, der Phantasie und der Empfindung wirklich Etwas sagt, und etwas Bedeutendes. Möge man darum sich an ihnen, und sie an sich versuchen ! – No. 5 und 4 dagegen sind weit einfacher, ohne darum weniger eigenthümlich zu seyn. Diesen glauben wir allgemeinen Beyfall zusichern zu können; und auch uns sind diese beyden Lieder die liebsten. Sie nehmen wir, zumal da sie auch so anmuthige, noch wenig bekannte Texte haben, mit Danke gegen den Dichter (Rückert) und den Componisten in unsere auserwählten Sammlungen auf; und gewiss werden nicht Wenige es eben so machen.