Liedtext
heutige Schreibweise
[Myrtil]1, wenn deine Lippen mich berühren,
[Dann]2 will die Lust die Seele mir entführen;
Ich [fühl' ein sanftes]3 namenloses Beben
Den Busen heben.
Mein Auge flammt, Glut schwebt auf meinen Wangen,
Es schlägt mein Herz ein unbekannt Verlangen,
Mein Geist, verirrt in trunkner Lippen Stammeln
Kann kaum sich sammeln.
Mein Leben hängt in einer solchen Stunde
An Deinem süßen rosenweichen Munde,
Und will bei deinem trauten Armumfassen
Mich fast verlassen.
O! daß es doch nicht außer sich kann fliehen,
Die Seele ganz in [deine]4 Seele glühen!
Daß doch die Lippen, die voll Sehnsucht brennen
Sich müssen trennen!
Daß doch im Kuß mein Wesen nicht zerfliesset
Wenn es so fest an deinen Mund sich schliesset,
Und an dein Herz, das [nimmer]5 laut darf wagen
Für mich zu schlagen!
1 Schubert: "O du"
2 Schubert: "So"
3 Schubert: "fühle tief ein"
4 Schubert: "deiner"
5 Schubert: "niemals"
Zum Text
Caroline Luise von Klencke veröffentlichte ihr mit dem Titel An Myrtil überschriebenes Gedicht 1788 in Berlin. Ein Digitalisat dieses Gedichtbandes kann beim Göttinger Digitalisierungszentrum online recherchiert werden.

Gemälde von Johann Christoph Frisch, 1786, Gleimhaus Halberstadt