Liedtext
heutige Schreibweise
Er fiel den Tod für's Vaterland,
Den süßen der Befreiungsschlacht,
Wir graben ihn mit treuer Hand,
Tief, tief, den schwarzen Ruheschacht.
Da schlaf', zerhauenes Gebein!
Wo Schmerzen einst gewühlt und Lust,
Schlug wild ein tötend Blei hinein
Und brach den Trotz der Heldenbrust.
Da schlaf' gestillt, zerriss'nes Herz,
So wunschreich einst, auf Blumen ein,
Die wir im veilchenvollen März
Dir in die kühle Grube streu'n.
Ein Hügel hebt sich über dir,
Den drückt kein Mal von Marmorstein,
Von Rosmarin nur pflanzen wir
Ein Pflänzchen auf dem Hügel ein.
Da sprosst und grünt so traurig schön,
Von deinem treuen Blut gedüngt,
Man sieht zum Grab ein Mädchen geh'n,
Das leise Minnelieder singt.
Die kennt das Grab nicht, weiss es nicht,
Wie der sie still und fest geliebt,
Der ihr zum Kranz, den sie sich flicht,
Den Rosmarin zum Brautkranz gibt.
Zum Text
Joseph Kenner schrieb sein Gedicht am 18. Juli 1813 im Alter von 19 Jahren. Es wurde veröffentlicht in Huldigung den Frauen. Ein Taschenbuch für das Jahr 1828, herausgegeben von Ignatz Franz Castelli. Sechster Jahrgang. Wien, bey Tendler und von Manstein, Seite 43f.