Komponist: Franz Schubert (1797-1828) Textdichter: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

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Interpreten: Peter Schöne - Bariton / Boris Cepeda - Piano
Aufnahme: Donnerstag, 21. Mai 2009 - Erfurt

Liedtext

heutige Schreibweise

Hoch auf dem alten Turme steht
Des Helden edler Geist,
Der, wie das Schiff vorübergeht,
Es wohl zu fahren heißt.

"Sieh, diese Senne war so stark,
Dies Herz so fest und wild,
Die Knochen voll von Rittermark,
Der Becher angefüllt;

"Mein halbes Leben stürmt' ich fort,
Verdehnt' die Hälft' in Ruh,
Und du, du Menschen-Schifflein dort,
Fahr' immer, immer zu!"

Zum Text

Goethes schrieb sein Gedicht Geistes-Gruß am 18. Juli 1774 im Schiff auf der Lahn im Angesicht der Burg Lahneck, die damals eine Ruine war. 2.1 1789 wurde es in Goethe's Schriften Band 8 bei Georg Joachim Göschen in Leipzig auf Seite 149. veröffentlicht.
Es findet sich ebenfalls in Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Zweiter Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cotta'schen Buchhandlung, 1827, S. 96. Als Digitalisat ist es bei hathitrust.org abrufbar.

Textbild
Johann Wolfgang von Goethe im 80. Lebensjahr
Joseph Karl Stieler

Zur Musik

komponiert: März 1816

Veröffentlichung (angezeigt): 1885

Originaltonart: Es-Dur

Liedform: durchkomponiert

Besonderheiten:

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 3.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 3.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war etwa 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Das Lied existiert in 6! verschiedenen Fassungen.

Schuberts erstes Liederheft für Goethe enthielt folgende Kompositionen:

Jägers Abendlied D 368
Der König in Thule D 367
Meeres Stille D 216
Schäfers Klagelied D 121, erste Fassung
Die Spinnerin D 247
Heidenröslein D 257
Wonne der Wehmut D 260
Wandrers Nachtlied D 224
Erster Verlust D 226
Der Fischer D 225, zweite Fassung
An Mignon D 161, erste Fassung
Geistes Gruß D 142, zweite Fassung
Nähe des Geliebten D 162, zweite Fassung
Gretchen am Spinnrade D 118
Rastlose Liebe D 138, erste Fassung
Erlkönig D 328, zweite Fassung

Zweites Liederheft für Goethe -> Link zu Nachtgesang D 119

Zur Veröffentlichung

Zur Quellenlage (Manuskripte etc.) kann man sich im thematischen Verzeichnis von O.E.Deutsch informieren.

Das Manuskript zur zweiten Fassung des Liedes liegt in der Staatsbibliothek zu Berlin - preussischer Kulturbesitz und kann online als Digitalisat recherchiert werden.

Die Erstveröffentlichung besorgte Max Friedländer 1885 in Band VII seiner nachgelassenen (bisher ungedruckten) Liedern für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung von Franz Schubert. 4.1

Kritischer Bericht von Friedländer:

 

Noten

Alte Gesamtausgabe Serie XX, Bd. 03, Nr. 174b

Neue Gesamtausgabe IV, Bd. 05

Link zum Manuskript
schubertmanu

Erstdruck

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Originalversion des Liedes

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Quelle(n)

2.1 Goethe und die Burg Lahneck, http://www.burg-lahneck.de/html/de.html

3.1 Gülke, Peter: Goethes »Versäumnisse«, in: Blog Klassik Stiftung Weimar, 08. September 2015

3.2 Windmeißer, Renate: Neue Chance für Schubert, in: BR Klassik, Was heute geschah, 24. April 2018

4.1 Österreichische Nationalbibliothek - Digitalisierte Sammlungen, Nachgelassene (bisher ungedruckte) Lieder für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung von Franz Schubert revidirt und herausgegeben von Max Friedlaender. Leipzig : C. F. Peters 1885, Erstdruck Sig.: SH.Schubert.658

Deutsch, Otto Erich. Franz Schubert: Thematisches Verzeichnis seiner Werke in chronologischer Folge, Bärenreiter 1967, S.99

Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Geistesgruß - Zweite Fassung.pdf

Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net

Geschrieben von: Peter Schöne