Liedtext
heutige Schreibweise
Sag an, wer lehrt dich Lieder,
So schmeichelnd und so zart?
Sie [zaubern]1.1 einen Himmel
Aus trüber Gegenwart.
Erst lag das Land, verschleyert,
Im Nebel vor uns da -
Du singst - und Sonnen leuchten,
Und Frühling ist uns nah.
Den [Alten, Schilfbekränzten]1.2,
Der seine Urne gießt,
Erblickst du nicht, nur Wasser,
Wie's durch die Wiesen fließt.
So geht es auch dem Sänger,
Er [singt und]1.3 staunt in sich;
Was still ein Gott bereitet,
Befremdet ihn, wie dich.
1.1 Schubert: "rufen"
1.2 Schubert: "schilfbekränzten Alten"
1.3 Schubert: "singt, er"
Zum Text
Mayrhofer war im Herbst 1816 mit Hermann, dem Sohn seines Juraprofessors Heinrich Josef Watteroth auf einer Wanderung nach Lilienfeld in Niederösterreich auch am Erlafsee (heute Erlauffsee) vorbeigekommen. Die Reise führte auch nach Lunz am See und zum Wallfahrtsort Mariazell. Vermutlich haben Sie auch viel über Schubert gesprochen. Das Gedicht Erlafsee D 586, sowie die Gedichte Lunz (Abschied) D 475, Rückweg D 476 und besonders Geheimnis (An Franz Schubert) D 491 mögen unter diesem Eindruck entstanden sein. 2.1
Mayrhofer soll auch unglücklich verliebt gewesen sein in Mina (Wilhelmine Watteroth, die Tochter seines Professors Heinrich Josef Watteroth). 2.2 Diese heiratete jedoch später Josef Wilhelm Witteczek, der ebenfalls Jura bei Heinrich Josef Watteroth studiert hatte. 2.3
Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht trägt den Titel Geheimnis und findet sich auf Seite 9. Es trägt den Untertitel An F. Schubert. 2.4
Zuvor erschien es bereits 1821 im Conversationsblatt, Zeitschrift für wissenschaftliche Unterhaltung, Hrsg. von Franz Gräffer auf Seite 821 (sic!). 2.5
Auf der Seite lieder.net ist nachzulesen, dass Schubert die Gedichte Mayrhofer's üblicherweise als Handschrift erhielt. Dadurch erklären sich auch die vielen Änderungen zur Druckversion des Textes.

Johann Mayrhofer