Liedtext
heutige Schreibweise
Wie im Morgenglanze
Du rings mich anglühst,
Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne
Sich an mein [Herz]1.1 drängt
Deiner ewigen Wärme
Heilig Gefühl,
Unendliche Schöne!
Daß ich [diesen]1.2 fassen möcht'
In diesen Arm!
Ach an deinem Busen
Lieg' [ich,]1.3 schmachte,
Und deine Blumen, dein Gras
Drängen sich an mein Herz.
Du kühlst den brennenden
Durst meines Busens,
Lieblicher Morgenwind!
Ruft drein die Nachtigall
Liebend nach mir aus dem Nebelthal.
Ich komm', ich komme!
[Wohin? Ach]1.4, wohin?
[Hinauf! Hinauf strebt's.]1.5
Es schweben die Wolken
Abwärts, die Wolken
Neigen sich der sehnenden Liebe.
Mir! Mir!
In [euerm]1.6 Schoße
Aufwärts!
Umfangend umfangen!
Aufwärts an deinen Busen,
Alliebender Vater!
1.1 Schubert: "Herze"
1.2 Goethe (1789), Schubert: "dich"
1.3 Schubert: "ich und"
1.4 Schubert: "Ach wohin"
1.5 Schubert: "Hinauf strebt's, hinauf!"
1.6 Schubert: "eurem"
Zum Text
Johann Wolfgang von Goethe verfasste seine Hymne Ganymed in der Zeit um 1774. Sie entstand zusammen mit Prometheus und Goethe wollte später beide Gedichte immer gemeinsam veröffentlicht wissen.
Eine erste Fassung erschien bereits 1778 2.1
Die vorliegende Fassung erscheint 1789 in Goethe's Schriften. Achter Band. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, S. 210f. 2.2

Johann Wolfgang von Goethe im 80. Lebensjahr, Joseph Karl Stieler