Liedtext
heutige Schreibweise
Den Fischer fechten Sorgen
Und Gram und Leid nicht an,
Er löst am frühen Morgen
Mit leichtem Sinn den Kahn.
Da lagert rings noch Friede
Auf Wald und Flur und Bach,
Er ruft mit seinem Liede
Die gold'ne Sonne wach.
[Und]1 singt zu seinem Werke
Aus voller frischer Brust,
Die Arbeit gibt ihm Stärke,
Die Stärke Lebenslust!
Bald wird ein bunt Gewimmel
In allen Tiefen laut,
Und plätschert durch den Himmel
Der sich im Wasser baut -
Und schlüpft auf glatten Steinen
Und badet sich und schnellt,
Der Große frißt den Kleinen
Wie auf der ganzen Welt.
Doch wer ein Netz will stellen
Braucht Augen klar und gut,
Muß heiter gleich den Wellen
Und frei sein wie die Flut;
Dort angelt auf der Brücke
Die Hirtin - schlauer Wicht,
[Gib auf nur deine]2 Tücke
Den Fisch betrügst du nicht!
1 Schubert: "Er"
2 Schubert (Nur in der zweiten Fassung): "Entsage deiner"
Zum Text
Franz Xaver Schlechta von Wschehrd war als junger Mann Schüler im gleichen Konvikt wie Franz Schubert. Beide kannten sich und Franz Schlechta war beteiligt, als Schuberts erste Auftragskomposition, eine Kantate mit dem Namen Prometeus am 24. Juli 1816 uraufgeführt wurde. In der Wiener Allgemeinen Theaterzeitung vom 27. September 1817 erschien ein Lob-Gedicht Schlechtas auf Franz Schubert zu dieser Aufführung. Es handelt sich dabei um die erste Würdigung des Komponisten in der Öffentlichkeit.
Wiener Allgemeine Theaterzeitung, 27.09.1817, S. 3
Das vorliegende Gedicht hatte Schlechta 1824 im von Hirschfeld'schen Verlage veröffentlicht. Ein Digitalisat dieser Erstausgabe seiner Gedichte kann online recherchiert werden. Das Gedicht findet sich auf Seite 115.

Franz X. Schlechta, Gedichte