Liedtext
heutige Schreibweise
Der Nachen dröhnt, Cypressen flüstern –
Horch, Geister reden schaurig drein;
Bald werd' ich am Gestad', dem düstern,
Weit von der schönen Erde seyn.
Da leuchten Sonne nicht, noch Sterne,
Da tönt kein Lied, da ist kein Freund.
Empfang die letzte Thräne, [Ferne]1!
Die dieses müde Auge weint.
Schon [schaue ich die]2 Danaiden,
Den fluchbeladnen Tantalus;
Es murmelt todesschwangern Frieden,
Vergessenheit, dein alter Fluß.
Vergessen nenn' ich zwiefach Sterben,
Was ich mit höchster Kraft gewann,
Verlieren – wieder es erwerben –
Wann enden diese Qualen? wann?
1 Schubert: "o Ferne"
2 Schubert: "schau ich die blassen"
Zum Text
Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf den Seiten 155. 3

Johann Mayrhofer