Ach wer bringt die schönen Tage, Jene Tage der ersten Liebe, Ach wer bringt nur eine Stunde Jener holden Zeit zurück!
Einsam nähr' ich meine Wunde Und mit stets erneuter Klage Traur' ich um's verlorne Glück.
Ach, wer bringt die schönen Tage, [Jene holde Zeit zurück!]1.2
1.2 Schubert: "Wer jene holde Zeit zurück!"
Zum Text
Goethe schrieb sein Gedicht Erster Verlust im Alter von 36 Jahren für das unvollendete Singspiel "Die ungleichen Hausgenossen". Es findet sich dort im ersten Akt (Arie der Baronesse). 1789 erscheint es in Goethe's Schriften. Achter Band. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, S. 113. 2.1
Johann Wolfgang von Goethe im 80. Lebensjahr, Joseph Karl Stieler
Zur Musik
komponiert:
5.
Juli 1815
Veröffentlichung (angezeigt):
9. Juli 1821
Originaltonart: f-Moll
Liedform: durchkomponiert
Besonderheiten:
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 3.1 1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 3.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Vieles davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Schubert war 18 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Zur Quellenlage (Manuskripte etc.) kann man sich im thematischen Verzeichnis von O.E.Deutsch informieren.
Das Autograph als Reinschrift im ersten Liederheft für Goethe liegt in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und kann als Digitalisat online recherchiert werden.
Die Erstveröffentlichung besorgte Cappi und Diabelli als op. 5 4.1
Für eine Singstimme mit Begleitung des Piano-Forte in Musik gesetzt und dem Wohlgebronen Herrn Anton Salieri k.k. ersten Hofkapellmeister, Inhaber der großen goldenen Civil Ehrenmedaille, Ritter der königl. französischen Ehrenlegion, Vicepräses der Wittwen und Waisengesellschaft der Tonkünstler in Wien, Mitglied des französ. National Instituts, und des musikal. Conservatoriums in Paris, dann der kön. schwedischen musikal. Gesellschaft in Stockholm hochachtungsvoll gewidmet von Franz Schubert.
Aus der amtlichen Wiener Zeitung vom 09. Juli 1821 4.2
"Bey Cappi und Diabelli, Kunst- und Musikhändler, Am Graben 1133 ist neu erschienen und zu haben: Rastlose Liebe, Nähe des Geliebten, der Fischer, erster Verlust, und der König in Thule. Gedichte von Goethe. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte in Musik gesetzt von Franz Schubert. Fünftes Werk. Preis 1fl. 30kr. W.W. Die Compositionen dieses Tonsetzers bedürfen keiner Anempfehlung, da sich ihr innerer Werth zu klar ausspricht, als daß ihn nicht jeder Kunstliebhaber fühlen, jeder Kenner unbedingt anerkennen müßte. Goethe's Meisterdichtungen dürften schwerlich auf würdigere Art in Töne gesetzt werden können, als es in den vorliegenden, mit Sorgfalt ausgewählten und zusammengestellten Compositionen geschehen ist."