Liedtext
Sicheln schallen,
Ähren fallen
Unter Sichelschall;
Auf den Mädchenhüten
Zittern blaue Blüten,
Freud' ist überall.
Sicheln klingen,
Mädchen singen
Unter Sichelklang;
Bis, vom Mond beschimmert,
Rings die Stoppel flimmert,
Tönt der Erntesang.
Jeder scherzet,
Jeder herzet
Dann sein Liebelein.
Nach geleerten Kannen
Gehen sie vondannen,
Singen und juchhei'n!
Sicheln schallen;
Aehren fallen
Unter Sichelschall;
Auf den Mädchenhüthen
Zittern blaue Blüthen;
Wonn' ist überall!
Sicheln klingen;
Mädchen singen,
Unter Sichelklang;
Bis das Mondlicht schimmert
Auf den Stoppel flimmert,
Frohen Erndtesang.
Alles springet,
Alles singet,
Was nur fallen kann.
Bei dem Erndtemahle
Ißt aus einer Schale
Knecht und Bauersmann.
Hanns und Michel
Schärft die Sichel,
Pfeift ein Lied dazu.
Mähet; dann beginnen
Schnell die Binderinnen,
Binden sonder Ruh.
Jeder scherzet,
Jeder herzet
Dann sein Liebelein.
Nach geleerten Kannen
Gehen sie von dannen,
Singen und juchheyn!
Sicheln schallen;
Ähren fallen
Unter Sichelschall;
Auf den Mädchenhüten
Zittern blaue Blüthen;
Freud' ist überall!
Sicheln klingen;
Mädchen singen,
Unter Sichelklang;
Bis vom Mond beschimmert,
Rings die Stoppel flimmert,
Tönt der Erntesang.
Alles springet,
Alles singet,
Was nur lallen kann.
Bei dem Erntemahle
Isst aus einer Schale
Knecht und Bauersmann.
(Hans und Michel
Schärft die Sichel,
Pfeift ein Lied dazu,
Mähet; dann beginnen
Schnell die Binderinnen,
Binden sonder Ruh.)
Jeder scherzet,
Jeder herzet
Dann sein Liebelein.
Nach geleerten Kannen
Gehen sie von dannen,
Singen und juhey'n!
Nach dem Erstdruck
Zum Text
Ludwig Christoph Heinrich Hölty muss ein ungeheuer wissbegieriger Mensch gewesen sein. Schon als kleiner Junge las er alles, was er in die Hände bekam. Man sagt, er sei ein sehr hübscher Junge gewesen. Jedoch wurde er von Blattern entstellt genau in der Woche, in der auch seine Mutter an Schwindsucht starb. Er selbst durfte kaum 28 Jahre alt werden, als auch ihn die Schwindsucht hinweg raffte. 2.1
Das vorliegende Gedicht schrieb Hölty 1775. Unter dem Titel Erndtelied erschien es zuerst in Musenalmanach für das Jahr 1776 von den Verfassern des bisherigen Göttinger Musenalmanach hrsg. von Johann Heinrich Voss. Lauenburg, S. 135f.
Weitere Veröffentlichungen: