Liedtext
heutige Schreibweise
Laura betet! Engelharfen hallen
Frieden Gottes in ihr krankes Herz,
Und, wie Abels Opferdüfte, wallen
Ihre Seufzer himmelwärts.
Wie sie kniet, in Andacht hingegossen,
Schön, wie Raphael die Unschuld malt;
Vom Verklärungsglanze schon umflossen,
Der um Himmelswohner strahlt.
O sie fühlt, im leisen, linden Wehen,
Froh des Hocherhabnen Gegenwart,
Sieht im Geiste schon die Palmenhöhen,
Wo der Lichtkranz ihrer harrt!
So von Andacht, so von Gottvertrauen
Ihre engelreine Brust geschwellt,
Betend diese Heilige zu schauen,
Ist ein Blick in jene Welt.
Zum Text
Friedrich von Matthisson schrieb sein Gedicht Die Betende im Jahr 1778 im Alter von 17 Jahren. Es wurde zuerst 1781 in Lieder von Friedrich Matthisson, bey Gottlieb Löwe in Breslau, Seite 36 veröffentlicht. Ein Digitalisat dieser Veröffentlichung kann online recherchiert werden. 2.1
Weitere Ausgaben dieses Gedichtes:
1791 Matthisson, Auserlesene Gedichte, Seite 78. 2.2
1803 Matthisson, Gedichte, Seite 164 2.3
1810 Matthisson, Gedichte. Neueste verbesserte Auflage, Seite 157 2.4
1811 Matthisson, Gedichte. Erster Theil, Vollständige Ausgabe, Seite 6 2.5
In der letzgenannten Veröffentlichung findet sich eine Anmerkung zum Gedicht.
Die Betende.
Dieses Lied, welches der Verfasser als ein siebzehnjähriger Jüngling auf der Schule zu Kloster Berge dichtete, und woran er nie eine Silbe änderte, wurde von der verewigten Königin Luise von Preußen allen seinen späteren Arbeiten vorgezogen. Sie ließ es von mehreren Tonkünstlern in Musik setzen.

Friedrich von Matthisson
Gemälde von Christian Ferdinand Hartmann, 1794