Im Winde, im Sturme befahr' ich den Fluß, Die Kleider durchweichet der Regen im Guß; Ich [lenke – ich peitsche]1 mit mächtigem Schlag [Die Wellen]2, erhoffend mir heiteren Tag.
Die [Fluten]3, sie jagen das [schwankende]4 Schiff, Es drohet der Strudel, es drohet der Riff, Gesteine entkollern den [felsigen]5 Höh'n, Und [Fichten, sie sausen]6 wie Geistergestöh'n.
So mußte es kommen – ich hab es gewollt, Ich hasse ein Leben [behäglich]7 entrollt; Und schlängen die [Fluten]3 den [dröhnenden]8 Kahn, Ich priese doch immer die eigene Bahn.
[Es]9 tose des Wassers ohnmächtiger Zorn, Dem Herzen entquillet ein seliger Born, Die Nerven erfrischend - o himmliche Lust! Dem Sturme [gebiethen]10 mit männlicher Brust.
Der erste Gedichtband Mayrhofers erschien erst 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das vorliegende Gedicht findet sich dort unter dem Titel Schiffer auf S. 106. Es wurde jedoch bereits 1818 im Buch Beyträge zur Bildung für Jünglinge, zweites Bändchen in der Franz Härter'schen Buchhandlung, Wien veröffentlicht. Hier lautet der Titel Der Schiffer - siehe Seite 325. 11,12
Schubert erhielt Gedichte Mayrhofer's üblicherweise als Handschrift. Dadurch erklären sich auch die vielen Änderungen zur Druckversion des Textes.
Johann Mayrhofer
Zur Musik
komponiert:
1817
Veröffentlichung (angezeigt):
19. Juni 1823
Originaltonart: Es-Dur
Liedform: Strophenlied
Besonderheiten:
Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:
"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2). (...) Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 13
Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.
Franz Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
In der Leipziger "Allgemeinen musikalischen Zeitung" vom 24. Juni 1824 erscheint eine Rezension der Lieder op. 21 - op. 24. Diese Rezension ist als Digitalisat ist im Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek online verfügbar. Der Rezensent Gottfried Wilhelm Fink bemerkt, daß Schubert keine Lieder schreibt und auch keine schreiben will, sondern freie Gesänge, manche so frei, daß man sie allenfalls Kapricen oder Phantasien nennen kann. Er bemängelt bei Schubert die
ungebührlich heftige Neigung, nur immer fort und fort, ruh- und rastlos zu modulieren und wieder zu modulieren, die eine wahre Krankheit der Zeit und bald zur Modulationsmanie geworden ist. 14
Er führt dies an einigen Beispielen in op. 21, 22 und 23 aus und spart dabei auch nicht mit Verbesserungsvorschlägen.
Zur Veröffentlichung
Zur Quellenlage (Manuskripte etc.) kann man sich im thematischen Verzeichnis von O.E.Deutsch informieren.
Das Manuskript in der Staatsbibliothek Berlin preußischer Kulturbesitz ist zwar nur fragmentarisch erhalten (Es ist nur die leicht geänderte Singstimme notiert), jedoch ist dieses Autograph deshalb so interessant, weil sowohl Eusebius Mandyczewskis, Otto Erich Deutschs als auch vermutlich Mayrhofers Handschrift auf dem Dokument erscheinen. Den beiden Musikwissenschaftlern geht es um die Strophenverteilung. Das Manuskript kann online studiert werden.
Die Erst-Veröffentlichung besorgte Sauer & Leidesdorf als op. 21: 15
Für eine Baßstimme mit Begleitung des Pianoforte in Musick gesetzt und dem Verfasser der Gedichte gewidmet von seinem Freunde Franz Schubert.
Aus der amtlichen "Wiener Zeitung" vom 19. Juni 1823 16
In der k. k. privel. Kunst-, Alabsater- und Musikalienhandlung von Sauer und Leidesdorf in Wien, Kärntnerstraße Nr. 941, ist so eben neu erschienen:
Auf der Donau.Der Schiffer. Wie Ulfru fischt. Gedichte von J. Mayrhofer In Musik gesetzt für eine Baßstimme, mit Begleitung des Pianoforte von Franz Schubert. 21tes Werk. Preis 1 fl. 30 kr W. W.