Liedtext
Ihr Sternlein, still in der Höhe,
Ihr Sternlein, spielend im Meer,
Wenn ich von ferne daher
So freundlich euch leuchten sehe,
So wird mir von Wohl und Wehe
Der Busen so bang und so schwer.
Es zittert von Frühlingswinden
Der Himmel im flüssigen Grün;
Manch Sternlein sah ich entblühn,
Manch Sternlein sah ich entschwinden;
Doch kann ich das schönste nicht finden,
Das früher dem Liebenden schien.
Nicht kann ich zum Himmel mich schwingen,
Zu suchen den freundlichen Stern;
Stets hält ihn die Wolke mir fern!
Tief unten da möcht es gelingen,
Das friedliche Ziel zu erringen!
Tief unten da ruht' ich so gern!
Was wiegt ihr im laulichen Spiele,
Ihr Lüftchen, den wogenden Kahn?
O treibt ihn auf rauhere Bahn
Hernieder in's Wogengewühle!
Laßt tief in der wallenden Kühle
Dem lieblichen Sterne mich nahn!
Ihr Sternlein, still in der Höhe,
Ihr Sternlein, spielend im Meer,
Wenn ich von ferne daher
So freundlich euch leuchten sehe,
So wird mir von Wohl und Wehe
[Mein]1 Busen so bang und so schwer.
Es zittert von Frühlingswinden
Der Himmel im flüssigen Grün;
Manch Sternlein sah ich entblühn,
Manch Sternlein sah ich entschwinden;
Doch kann ich das schönste nicht finden,
Das früher dem Liebenden schien.
Nicht kann ich zum Himmel mich schwingen,
Zu suchen den freundlichen Stern;
Stets hält ihn die Wolke mir fern!
Tief unten da möcht' es gelingen,
Das friedliche Ziel zu erringen!
Tief unten da ruht' ich so gern!
Was wiegt ihr im laulichen Spiele,
Ihr Lüftchen, den [schwankenden]2 Kahn?
O treibt ihn auf [rauherer]3 Bahn
Hernieder in's Wogengewühle!
Laßt tief in der wallenden Kühle
Dem lieblichen Sterne mich nahn!
Zum Text
Die von Schubert vertonten Gedichte stammen aus Schulzes Poetischem Tagebuch, das er vom 29. Juni 1813 bis zum 17. Februar 1817 führte.
Das vorliegende Gedicht wurde 1819 unter dem Titel Am 28sten April 1814 in Ernst Schulze's sämmtliche poetische Schriften Band 3 bei Brockhaus Leipzig veröffentlicht. S. 63
Die von Schubert verwendete Ausgabe dürfte die Neue Ausgabe dieser Bände Sämmtliche poetische Werke von Ernst Schulze aus dem Jahr 1822 sein. Dort findet sich das Gedicht auf S. 64
Schulze veröffentlichte 1818 sein Versepos Die bezauberte Rose, welches ihn schnell in den Kreisen der Romantiker bekannt machte. Auch Schubert und seine Freunde lasen es und Schubert, der mit dem Gedanken spielte, aus der bezauberten Rose eine Oper zu machen, bat Bauernfeld um ein Libretto.2.2
Franz von Schober ließ sich möglicherweise von der 41. Stanze dieses Werkes zu seinem Gedicht An die Musik inspirieren. Die Verse von Schulze lauten:
Du holde Kunst melodisch süßer Klagen,
Du tönend Lied aus sprachlos finsterm Leid,
Du spielend Kind, das oft aus schönern Tagen
In unsre Nacht so duft'ge Blumen streut,
Ach, ohne dich vermöcht' ich nie zu tragen,
Was feindlich längst mein böser Stern mir beut!
Wenn Wort und Sinn in Liebe freundlich klingen,
Dann flattert leicht der schwere Gram auf Schwingen.
Ein Manuskript des Textes liegt in der Wienbibliothek im Rathaus.

Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789-1817), Dichter zur Zeit der Romantik Kupferstich 1816