Liedtext
heutige Schreibweise
Die bretterne Kammer
Der Toten erbebt,
Wenn zwölfmal den Hammer
Die Mitternacht hebt.
Rasch tanzen um Gräber
Und morsches Gebein
Wir luftigen Schweber
Den sausenden Reih'n.
Was winseln die Hunde
Beim schlafenden Herrn?
Sie wittern die Runde
Der Geister von fern.
Die Raben entflattern
Der wüsten Abtei,
Und flieh'n an den Gattern
Des Kirchhofs vorbei.
Wir gaukeln und scherzen
Hinab und empor
Gleich irrenden Kerzen
Im dunstigen Moor.
O Herz, dessen Zauber
Zur Marter uns ward,
Du ruhst nun in tauber
Verdumpfung erstarrt;
Tief bargst du im düstern
Gemach unser Weh;
Wir Glücklichen flüstern
Dir fröhlich: Ade!
Zum Text
Friedrich von Matthisson schrieb sein Gedicht Der Geistertanz im Jahr 1797 im Alter von 36 Jahren. Es wurde 1802 in Gedichte von Friedrich von Matthisson, 5. verm. Aufl. bei Orell, Füssli in Zürich auf Seite 107 veröffentlicht. Ein Digitalisat dieser Veröffentlichung kann online recherchiert werden. 2.1
Es trägt ein lateinisches Zitat von Horaz als Untertitel
Pulvis et umbra sumus
(Staub und Schatten sind wir)
Weitere Ausgaben dieses Gedichtes:
1803 Matthisson, Gedichte, Seite 145 2.2
1810 Matthisson, Gedichte. Neueste verbesserte Auflage, Seite 136 2.3
1811 Matthisson, Gedichte. Zweiter Theil, Vollständige Ausgabe, Seite 104 2.4

Friedrich von Matthisson
Gemälde von Christian Ferdinand Hartmann, 1794