Liedtext
Wenn meine Grillen schwirren,
Bei Nacht, am spät erwärmten Herd,
Dann sitz ich mit vergnügtem Sinn
Vertraulich zu der Flamme hin,
So leicht, so unbeschwert.
Ein trautes, stilles Stündchen
Bleibt man noch gern am Feuer wach,
Man schürt, wann sich die Lohe senkt,
Die Funken auf und sinnt und denkt:
Nun abermal ein Tag!
Was Liebes oder Leides
Sein Lauf für uns dahergebracht,
Es geht noch einmal durch den Sinn;
Allein das Böse wirft man hin,
Es störe nicht die Nacht.
Zu einem frohen Traume
Bereitet man gemacht sich zu,
Wann sorgenlos ein holdes Bild
Mit sanfter Lust die Seele füllt,
Ergibt man sich der Ruh.
O wie ich mir gefalle
In meiner stillen Ländlichkeit!
Was in dem Schwarm der lauten Welt
Das irre Herz gefesselt hält,
Gibt nicht Zufriedenheit.
Zirpt immer, liebe Heimchen
In meiner Klause eng und klein.
Ich duld' euch gern: ihr stört mich nicht
Wann euer Lied das Schweigen bricht
Bin ich nicht ganz allein.
Wann meine Grillen schwirren,
[Bey]1 Nacht, am [späterwärmten]2 Herd,
Dann sitz' ich mit vergnügtem Sinn,
Vertraulich zu der Flamme hin,
So [frey und]3 unbeschwert.
Ein trautes, stilles Stündchen
Bleibt man noch gern am Feuer wach.
Man schürt, wann sich die Lohe senkt,
Die Funken auf und sinnt und denkt:
Nun [abermahl]4 ein Tag!
Was Liebes oder Leides
Sein Lauf für uns [dahergebracht]5,
Es geht noch einmal durch den Sinn;
Allein das Böse wirft man hin.
Es störe nicht die Nacht.
Zu einem frohen Traume
Bereitet man gemach sich zu.
[Und wenn ein angenehmes]6 Bild
Mit sanfter Lust die Seele füllt
[Ergibt]7 man sich der Ruh.
O wie ich mir gefalle
In meiner stillen Ländlichkeit!
Was in dem Schwarm der lauten Welt
Das irre Herz gefesselt hält,
[Ich hab' es nie bereut]8.
Zirpt immer, liebe Heimchen,
In meiner Klause, eng und klein!
Ich duld' euch gern: ihr stört mich nicht.
Wann euer Lied das Schweigen bricht,
Bin ich nicht ganz allein.
1 Lappe (1824): "Bei"
2 Lappe (1824): "spät erwärmten"
3 Lappe (1824): "leicht, so"
4 Lappe (1824): "abermal"
5 Lappe (1824): "daher gebracht"
6 Lappe (1824): "Wann sorgelos ein holdes Bild"
7 Lappe (1824): "ergiebt"
8 Lappe (1824): "Giebt nicht Zufriedenheit"
Wann meine Grillen schwirren,
Bey Nacht, am spät erwärmten Herd,
Dann sitz' ich mit vergnügtem Sinn,
Vertraulich zu der Flamme hin,
So leicht, so unbeschwert.
Ein trautes, stilles Stündchen
Bleibt man noch gern am Feuer wach.
Man schürt, wann sich die Lohe senkt,
Die Funken auf und sinnt und denkt:
Nun abermal ein Tag!
Was Liebes oder Leides
Sein Lauf für uns daher gebracht,
Es geht noch einmal durch den Sinn;
Allein das Böse wirft man hin.
Es störe nicht die Nacht.
Zu einem frohen Traume
Bereitet man gemach sich zu.
Wann sorgelos ein holdes Bild
Mit sanfter Lust die Seele füllt
Ergibt man sich der Ruh.
O wie ich mir gefalle
In meiner stillen Ländlichkeit!
Was in dem Schwarm der lauten Welt
Das irre Herz gefesselt hält,
Gibt nicht Zufriedenheit.
Zirpt immer, liebe Heimchen,
In meiner Klause, eng und klein!
Ich duld' euch gern: ihr stört mich nicht.
Wann euer Lied das Schweigen bricht,
Bin ich nicht ganz allein.
Zum Text
Karl Lappe veröffentlichte sein Gedicht erstmals 1801 unter dem Titel Des Klausners Abendlied in Gedichte von Karl Lappe, Dänzer'sche Buchhandlung, S. 56.
Die für Schubert maßgebliche Ausgabe dürfte jedoch der 1824 veröffentlichte Band Blätter von Karl Lappe sein, gedruckt in der Königlichen Regierungsdruckerei Stralsund, S. 88.

Pommersche Lebensbilder
Bd. III, S. 216