Auf [hohem]1 Bergesrücken, Wo frischer Alles grünt, In's [Land]2 hinabzublicken, Das nebelleicht zerrinnt – Erfreut den Alpenjäger. Je steiler und je schräger Die Pfade sich verwinden, Je mehr Gefahr aus Schlünden, So freyer schlägt die Brust.
Er ist der fernen Lieben, Die ihm daheim geblieben, Sich seliger bewußt.
Und ist er nun am Ziele: So drängt sich in der Stille Ein süßes [Bildniß]3 vor; Der Sonne goldne Strahlen, Sie weben und sie mahlen, Die er im Thal erkor.
Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf den Seiten 107. 4
Johann Mayrhofer
Zur Musik
komponiert:
Januar 1817
Veröffentlichung (angezeigt):
13. Dezember 1822
Originaltonart: F-Dur
Liedform: A-B-A'
Besonderheiten:
Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:
"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2). (...) Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 5
Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.
Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Zur Veröffentlichung
Zur Quellenlage (Manuskripte etc.) kann man sich im thematischen Verzeichnis von O.E.Deutsch informieren.
Aus der amtlichen Wiener Zeitung vom 13. Dezember 1822: 7
Bey Cappi und Diabelli, Kunst- und Musikhändlern, am Graben Nr. 1133, ist neu erschienen und zu haben: Gesänge des Harfners, aus Wilhelm Meister, von Göhte. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. In Musik gesetzt von Franz Schubert. 12tes Werk Pr. 1fl 30kr. W.W. Der Schäfer und der Reiter. von Fr. B. de la Motte Fouque. Lob der Tränen, von A.W.v.Schlegel, und der Alpenjäger, von J. Mayerhofer. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. In Musik gesetzt von Franz Schubert. 13tes Werk Pr. 1fl. 30 kr. W.W. Suleika und Geheimes. Aus dem westöstlichen Divan, von Göthe. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. In Musik gesetzt von Franz Schubert. 14tes Werk Pr. 2fl. W.W. Es werden hiermit dem Publicum drey Hefte der gewähltesten Lieder des genialen Tonsetzers übergeben, der in so kurzer Zeit ein Liebling der Kenner und Liebhaber geworden ist. Die Lieder aus Göthe's Wilhelm Meister wurden wohl schon öfters gesetzt, aber selten so tief gefühlt, so wahr und ansprechend wiedergegeben. Nicht minder anziehend sind die beyden andern Hefte. Fouque's und Mayerhofer's Gedichte werden in dieser musikalischen Einkleidung jeden Hörer überraschen. In einem ganz originellen Geiste aber sind die Lieder aus Göthe's westöstlichen Divan gesetzt. Orientalische Gluth ist darin mit solcher Zartheit gepaart, daß selbe die beste Wirkung nicht verhehlen können. Diese drey Hefte werden daher das Pult jedes Kenners zieren, und besonders bey dem zarterfühlenden Geschlechte des wärmsten Antheils nicht ermangeln.