Liedtext
heutige Schreibweise
Purpur malt die Tannenhügel
Nach der Sonne Scheideblick,
Lieblich strahlt des Baches Spiegel
Hespers Fackelglanz zurück.
Wie in Totenhallen düster
Wirds im Pappelweidenhain,
Unter leisem Blattgeflüster
Schlummern alle Vögel ein.
Nur dein Abendlied, o Grille!
Tönt noch, aus betautem Grün,
Durch der Dämmrung Zauberhülle
Süße Trauermelodien.
Singt das bange Herz in Schlummer,
Hemmt der Zähren wilden Lauf,
Lös't der Liebe tiefsten Kummer
Selbst in stille Wehmut auf! 1.1
Tönst du einst im Abendhauche,
Grillchen, auf mein frühes Grab,
Aus der Freundschaft Rosenstrauche
Deinen Klaggesang herab:
Wird mein Geist noch stets dir lauschen,
Horchend wie er jetzt dir lauscht,
Durch des Hügels [Blumen rauschen]1.2,
Wie dies Sommerlüftchen rauscht!
1.1 Schubert: Strophe nicht vertont
1.2 Schubert: Blumenrauschen
Zum Text
Das 1780 von Friedrich von Matthisson im Alter von 19 Jahren verfasste Gedicht Der Abend erschien bereits 1783 in der "zweyten, vermehrten" Ausgabe von Liedern Matthisson in Dessau veröffentlicht. Dort enthält das Gedicht eine weitere Strophe, die von Schubert nicht vertont wurde. Ein Digitalisat kann man online studieren. Das Gedicht steht auf Seite 20. 2.1
Weitere Ausgaben dieses Gedichtes:
1791 Matthisson, Auserlesene Gedichte, Seite 80. 2.2
1803 Matthisson, Gedichte, Seite 183 2.3
1810 Matthisson, Gedichte; Neueste verbesserte Auflage, Seite 178 2.4
1811 Matthisson, Gedichte. Erster Theil, Vollständige Ausgabe, Seite 29 2.5

Friedrich von Matthisson