Liedtext
heutige Schreibweise
Du kleine grünumwachsne Quelle,
An der ich Daphne jüngst gesehn!
Dein Wasser war so still! und helle!
Und Daphnes Bild darin so schön!
O wenn sie sich noch mal am Ufer sehen läßt,
So halte du ihr schönes Bild doch fest;
Ich schleiche heimlich dann mit nassen Augen hin,
Dem Bild meine Not zu klagen;
Denn, wenn ich bei ihr selber bin,
Dann, ach dann kann ich ihr nichts sagen.
Zum Text
Der 20-jährige Matthias Claudius schrieb sein Gedicht 1760 und veröffentlichte es vier Jahre später 1764 freilich mit einem anderen Mädchennamen, nämlich Chloe anstatt Daphne in Tändeleyen und Erzählungen. Jena, bey Johann Adam Melchiors seel. Wittwe. 1764, Seite 15.
Du kleine grünumwachsne Quelle,
An der ich Chloe jüngst gesehn,
Dein Wasser war so still, so helle,
Und Chloes Bild darinn - so schön.
O, wenn sie sich nochmal am Ufer sehen läßt,
So halte du ihr schönes Bildniß vest.
Ich schleiche dann voll Liebe einsam hin,
Dem Bilde mein Gefühl zu klagen,
Denn, wenn ich bey ihr selber bin,
Dann, ach! dann kann ich ihr nichts sagen.
Im Wandsbecker Bothen in der Matthias Claudius auch sein Gedicht An die Nachtigall veröffentlichte, steht An eine Quelle auf Seite 93 in folgender Version:
Du kleine grünumwachsne Quelle,
An der ich Daphne jüngst gesehn!
Dein Wasser war so still! so helle!
Und Daphne's Bild darin, so schön!
O, wenn sie sich noch mahl am Ufer sehen läßt,
So halte du ihr schönes Bild doch fest;
Ich schleiche heimlich dann mit naßen Augen hin,
Dem Bilde meine Noth zu klagen;
Denn, wenn ich bey ihr selber bin,
Denn, ach! denn kann ich ihr nichts sagen.
In der 1784 veröffentlichten Ausgabe des Wandbecker Bothen, der auch in der Österreichischen Nationalbibliothek abrufbar ist, erscheint das Gedicht auf Seite 154 noch einmal leicht verändert.

Wandsbecker Bothe