Liedtext
Geuß nicht so laut der liebentflammten Lieder
Tonreichen Schall
Vom Blütenast des Apfelbaums hernieder,
O Nachtigall.
Du tönest mir mit deiner süßen Kehle
Die Liebe wach;
Denn schon durchbebt die Tiefen meiner Seele
Dein schmelzend Ach.
Dann flieht der Schlaf von neuem dieses Lager,
Ich starre dann,
Mit nassem Blick, und totenbleich und hager,
Den Himmel an.
Fleuch, Nachtigall, in grüne Finsternisse,
Ins Haingesträuch,
Und spend' im Nest der treuen Gattin Küsse;
Entfleuch, entfleuch!
Geuß nicht so laut der liebentflammten Lieder
Tonreichen Schall
Vom Blütenast des Apfelbaums hernieder,
O Nachtigall.
Du tönest mir mit deiner süssen Kehle
Die Liebe wach;
Denn schon durchbebt die Tiefen meiner Seele
Dein schmelzend Ach.
Dann flieht der Schlaf von neuem dieses Lager,
Ich starre dann,
Mit nassem Blick, und todtenbleich und hager,
Den Himmel an.
Fleuch, Nachtigall, in grüne Finsternisse,
Ins Haingesträuch,
Und spend' im Nest der treuen Gattin Küsse;
Entfleuch, entfleuch!
Zum Text
Ludwig Christoph Heinrich Hölty muss ein ungeheuer wissbegieriger Mensch gewesen sein. Schon als kleiner Junge las er alles, was er in die Hände bekam. Man sagt, er sei ein sehr hübscher Junge gewesen. Jedoch wurde er von Blattern entstellt genau in der Woche, in der auch seine Mutter an Schwindsucht starb. Er selbst durfte kaum 28 Jahre alt werden, als auch ihn die Schwindsucht hinweg raffte. 2.1
Das vorliegende Gedicht schrieb Hölty 1771. Unter dem Titel An Die Nachtigall erschien es zuerst in Gedichte von Ludewig Heinrich Christoph Hölty. Besorgt durch seine Freunde Friederich Leopold Grafen zu Stolberg und Johann Heinrich Voß. Hamburg, bei Carl Ernst Bohn. 1783, S. 157f.
Weitere Veröffentlichungen:
Hölty, Ludwig Christoph Heinrich, and Bauer, Bernhard Philipp VerlegerIn. Ludw. Heinr. Ch. Hölty's Gedichte. Neueste Auflage ed. Wien: Bey B. Ph. Bauer, 1816, S. 113