Liedtext
Du holde Kunst, in wie viel grauen Stunden,
Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt,
Hast du mein Herz zu warmer Lieb' entzunden,
Hast mich in eine beßre Welt entrückt!
Oft hat ein Seufzer, deiner Harf' entflossen,
Ein süßer, heiliger Akkord von dir
Den Himmel bessrer Zeiten mir erschlossen,
Du holde Kunst, ich danke dir dafür!
Du holde Kunst, in wie viel grauen Stunden,
Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt,
Hast du mein Herz zu neuer Lieb' entzunden,
Hast mich in eine beßre Welt entrückt!
Oft hat ein Seufzer, deiner Harf' entflossen,
Ein süßer, heiliger Akkord von dir
Den Himmel neuer Hoffnung mir erschlossen,
Du holde Kunst, ich danke dir dafür!
Autograph
Zum Text
Der Text, der diesem Lied zugrunde liegt, ist ein Beispiel für Universalpoesie wie Friedrich Schlegel sie 1798 definierte. In ihm verbindet sich die reale Welt mit dem Gedanken an eine "bess're Welt" zu der man getragen durch die Musik "entrücken" kann. 2.1
Franz Schober schrieb das Gedicht im März 1817 und Schubert muss es unmittelbar vertont haben.
Schober ließ sich möglicherweise inspirieren von der 41. Stanze des Versepos Die bezauberte Rose von Ernst Schulze. 2.2 Dieses Werk dürfte im Kreise Schuberts bekannt gewesen sein, denn Schubert spielte mit dem Gedanken aus der bezauberten Rose eine Oper zu machen. Die Verse von Schulze lauten:
Du holde Kunst melodisch süßer Klagen,
Du tönend Lied aus sprachlos finsterm Leid,
Du spielend Kind, das oft aus schönern Tagen
In unsre Nacht so duft'ge Blumen streut,
Ach, ohne dich vermöcht' ich nie zu tragen,
Was feindlich längst mein böser Stern mir beut!
Wenn Wort und Sinn in Liebe freundlich klingen,
Dann flattert leicht der schwere Gram auf Schwingen.
Ein Manuskript des Textes liegt in der Wienbibliothek im Rathaus.
Das "falsche" Wort entzunden ist keine Wortschöpfung Schobers, sondern war zu seiner Zeit eine gebräuchliche Form für entzündet. Auch heute noch wird es sowohl in Österreich als auch in Bayern verwendet. Einen etymologischen Hinweis zum Wort findet man hier. 2.3

Leopold Kuppelwieser
Franz von Schober vor Schloss Torup