Liedtext
heutige Schreibweise
Du brachst sie nun die kalte Rinde,
Und rieselst [froh und frei]1.1 dahin;
Die Lüfte wehen wieder linde,
Und Moos und Gras wird [frisch]1.2 und grün.
[Doch ich -]1.3 mit traurigem Gemüthe
Tret' ich wie sonst zu deiner Fluth,
Der Erde allgemeine Blüthe
Kommt meinem Herzen nicht zu gut.
Hier treiben immer gleiche Winde,
Kein Hoffen kommt in meinen Sinn -
Als daß ich hier ein Blümchen finde,
Blau, wie sie der Erinnrung blühn.
1.1 Schober (Manuskript): "frey und froh"
1.2 Schubert: "neu"
1.3 Schober (Manuskript), and Schubert: "Allein"
Zum Text
Franz Schubert und Franz von Schober waren innigst miteinander befreundet. Sie wohnten ab 1818 mit einigen Unterbrechungen zusammen in Schobers Wohnung Tuchlauben 20, Landskrongasse 5 im ersten Wiener Bezirk (Ansicht vor 1905). Schober war mit vielen künstlerischen Persönlichkeiten bekannt und trug viel dazu bei, dass sich Schuberts Werk zu seinen Lebzeiten und darüber hinaus verbreitete.
Eine Ausgabe mit Gedichten Franz von Schobers erschien erst 1842 nach dem Tod von Franz Schubert bei der Cotta’schen Buchhandlung Tübingen. Ein Digitalisat dieser Ausgabe ist auf den Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek online verfügbar. Das Gedicht steht dort auf S. 9 unter dem Titel Am Bache in der Sammlung Frühlingslieder. 2.1
Die blaue Blume ist eine Chiffre der Romantik. Über ihre Bedeutung kann man sich auf wikipedia.org informieren. 2.2

Franz von Schober