Liedtext
heutige Schreibweise
Alte Liebe rostet nie,
Hört ich oft die Mutter sagen,
Alte Liebe rostet nie,
Muß ich nun erfahrend klagen.
Wie die Luft umgib sie mich,
Die ich einst die Meine nannte;
Die ich liebte ritterlich,
Die mich in die Ferne sandte.
Seit die Holde ich verlor,
Hab ich Meer und Land gesehen:
Vor der schönsten Frauen Flor
Durft' ich unerschüttert stehen.
Denn aus mir ihr Bildnis trat,
Zürnend, wie zum Kampf mit ihnen.
Mit dem Zauber, den sie hat
Mußte sie das Spiel gewinnen.
Da der Garten, dort das Haus,
Wo wir oft so traulich kosten!
Seh' ich recht? sie schwebt heraus,
Wird die alte Liebe rosten?
Zum Text
Das Gedicht Alte Liebe wurde 1843 in einem von Ernst Freiherr v. Feuchtersleben in Wien beim Verlag Ignaz Klang herausgegebenen Gedichtband Mayrhofers (neue Fassung) veröffentlicht. Ein Digitalisat dieser Ausgabe der Gedichte Mayrhofers liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek. Es kann online studiert werden. Das Gedicht findet sich auf Seite 98. Es steht in einer Sammlung mit der Überschrift III. Gegenwart. 2.1
Alte Liebe rostet nicht,
Hört' ich oft die Mutter sagen;
Alte Liebe rostet nicht,
Muß ich nun erfahrend klagen.
Wie die Luft umgibt sie mich,
Die ich einst mein eigen nannte,
Der ich lebte ritterlich,
Die mich in die Weite sandte.
Seit die Holde ich verlor,
Hab' ich Meer und Land gesehen, -
Vor dem schönsten Frauenflor
Durft' ich unerschüttert stehen.
Denn ihr Bild trat vor den Geist,
Zürnend halb und halb voll Milde, -
Und was irgend Zauber heißt
Wich beschämt dem lieben Bilde.
Hier der Garten, dort das Haus,
Wo wir einst so traulich kos'ten!
Seh' ich recht? sie schwebt heraus -
Wird die alte Liebe rosten?
Die Version, die Schubert vertonte weicht stark von der gedruckten Version ab. Üblicherweise erhielt Schubert die Gedichte Mayrhofer's als Handschrift. So auch in diesem Fall.

Johann Mayrhofer